Seit vielen Jahren unterstützt Jugend Eine Welt das Straßenkinderzentrum Don Bosco Fambul in Freetown, der Hauptstadt von Sierra Leone. Teil des Programms ist ein Mädchenschutzhaus für Opfer von Gewalt und Missbrauch. Suntia kam mit Don Bosco Fambul in Kontakt, nachdem sie ihr jahrelanges Martyrium aus sexuellem Missbrauch und häuslicher Gewalt bei der Polizei meldete. Hier erzählt sie von ihrer Wiedergeburt im „Girls Shelter“, dem Mädchenschutzhaus von Don Bosco Fambul:
„Mein biologischer Vater hat mich täglich sexuell missbraucht - eine unvorstellbare Erfahrung! Das hat schon in Nigeria, wo ich geboren bin, begonnen und ging hier in Sierra Leone weiter. In der Früh ging ich aus dem Haus und kam oft sehr spät in der Nacht wieder heim. Ich verkaufte auf der Straße verschiedene Sachen, um Geld für Essen und die Miete für unser Haus aufzutreiben. Mit einem Plakat in der Hand habe ich zudem Leute um Geld angebettelt. Wenn ich nicht viel verkauft habe, hat mich mein Vater geschlagen und fürchterlich beschimpft. Ich hatte keine Zeit zum Ausruhen und niemanden in meiner Familie, um mich auszuweinen. Das ging immer so weiter. Ich war von meinem Leben angewidert, war traurig und hilflos. Doch eines Tages fasste ich einen Gedanken: Um all dies zu beenden, bleibt mir keine andere Möglichkeit, als zur Polizei zu gehen. Das habe ich getan. Auf der Wache haben mir Polizisten zugehört und mich dann zu Don Bosco Fambul gebracht - damit ich hier Schutz und Hilfe bekomme. Ich bin traumatisiert hierher gekommen. Doch im Don Bosco Mädchenschutzhaus fand ich Ruhe und Frieden. Hier hatte ich Zeit zum Spielen, konnte mich ausruhen. Und zum ersten Mal in meinem Leben fühlte ich mich beschützt. Es gab Kleidung und Medikamente. Ich durfte viele verschiedene Bücher lesen, was hilfreich war, um mich weiterzubilden. Die Sozialarbeiter waren wie eine Familie für mich. Sie hatten Zeit, um mir zuzuhören. Wir haben eine Reihe von Beratungsgesprächen geführt, die mir sehr geholfen haben. In unserer Freizeit haben wir viele Ausflüge gemacht und auch Bildungseinrichtungen besucht. Bei diesen Ausflügen habe ich eine andere Welt entdeckt, mit neuen Farben und Bedeutungen. Etwas, das ich zuvor noch nie erlebt hatte.
Mein Wunsch ist, wieder zu Don Bosco Fambul zurückzukehren. Nicht als Betroffene, sondern als Sozialarbeiterin, um andere Mädchen zu retten, die Gewalt erlebt haben, so wie ich.
Nachdem ich ein Jahr im Mädchenschutzhaus verbracht hatte, versuchten die Sozialarbeiter, mich wieder in meiner Familie unterzubringen. Das hat leider nicht funktioniert, weil meine Mutter mich verstoßen hat. Deshalb wurde ich in das Stipendienprogramm Hope + aufgenommen und konnte die Senior Secondary School besuchen. Don Bosco Fambul kam für meine Schulgebühren, meine Schuluniform, meine Tasche, Übungs-und Textbücher auf und sorgte für das Mittagessen und den Transport zur Schule. Die Sozialarbeiter besuchten mich weiterhin in meiner neuen Wohnung und in der Schule, um sicherzustellen, dass es kein Problem gibt. Mit ihrer Hilfe habe ich meine Abschlussprüfung erfolgreich bestanden. Jetzt mache ich am Fourah Bay College der Universität Sierra Leone eine Ausbildung zur Sozialarbeiterin. Mein Wunsch ist, wieder zu Don Bosco Fambul zurückzukehren. Nicht als Betroffene, sondern als Sozialarbeiterin, um andere Mädchen zu retten, die Gewalt erlebt haben, so wie ich. Don Bosco hat mein Leben verändert, hat mir geholfen, mein Trauma zu überwinden und gab mir vor allem die Möglichkeit, mein Potenzial auszuschöpfen. Ich bin dankbar und hoffe, dass ich eines Tages Teil von Don Bosco werde.“
Mittlerweile ist auch dieser Traum in Erfüllung gegangen. Sie gibt diesen Geist und diese Hoffnung an andere Kinder weiter, die wie sie auch ausgebeutet, versklavt, missbraucht und misshandelt wurden. Suntia hat erkannt, dass "Lächeln und Freude" die ersten Schritte zur Erreichung der eigenen Ziele sind.
Suntias Erfolgsgeschichte motiviert zum Weitermachen! Dank der großzügigen Hilfe von Spenderinnen und Förderern konnte Jugend Eine Welt seit 2011 den Aufbau und den Betrieb des Mädchenhauses sowie das Ausbildungsprogramm Hope+ kontinuierlich unterstützen.