Mit rund 220 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern ist Nigeria bevölkerungsmäßig das größte Land Afrikas. Ein Land, reich an natürlichen Ressourcen wie Erdöl und anderen Bodenschätzen. Doch weite Teile der Bevölkerung leben in großer Armut. Diese trifft vor allem Kinder und Jugendliche besonders hart und sie haben kaum Chancen auf Bildung oder gar eine Ausbildung.
Nach Angaben des UN-Kinderhilfswerks UNICEF können rund 10,5 Millionen Kinder in Nigeria gar keine Schule besuchen. In der Hoffnung auf ein besseres Leben wandern viele der jungen Menschen in die großen Städte. Dort leben und arbeiten sie oft unter prekären Bedingungen auf der Straße. Allein in Lagos – mit geschätzt 22 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern die größten Stadt Nigerias – soll es mindestens 100.000 Straßenkinder geben. Kinder, die oft vor häuslicher Gewalt, Missbrauch, Armut und zerrütteten Familienverhältnissen geflüchtet sind – und nun an ihrem neuen „Wohn- und Arbeitsplatz Straße“ zahlreichen Gefahren wie Kriminalität, Zwangsprostitution und Menschenhandel schutzlos ausgeliefert sind.
Bereits im Jahr 2018 haben die Projektpartner von Jugend Eine Welt, die Salesianer Don Boscos, in der Stadt eine kleine Anlaufstelle für die auf der Straße lebenden Kinder und Jugendlichen in Betrieb genommen. Hier wurden die letzten Jahre über Buben temporär betreut, verpflegt, medizinisch versorgt und erhielten auch Unterricht. Platz für eine dauerhafte Unterkunft in diesem kleinen Zentrum gab es aber nur für rund 15 Buben. Der Bedarf ist jedoch weitaus größer.
Ausbildungszentrum und Platz für weitere Buben
Deshalb wird die Einrichtung nun an einem neuen Standort zu einem großen Kinderschutzzentrum („Child Protection Center“) ausgebaut, in dem künftig rund 100 Buben Unterkunft finden sollen. Dafür wurde in der Nähe des Flughafens bereits ein Grundstück erworben. Ein darauf befindliches Gebäude wird saniert und adaptiert. In weiterer Folge entsteht auch ein eigenes Ausbildungszentrum. Hier können die Jugendlichen eine Ausbildung in Bereichen wie Schneiderei, Solar- und Elektrotechnik, Frisör- und Barbierhandwerk, Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT), Handy-Reparatur oder Seifenproduktion absolvieren.
Neubau für gefährdete Mädchen
Doch auch viele heranwachsende Mädchen leben auf den Straßen Nigerias und brauchen dringend eine solche Chance. Die Mehrheit dieser Mädchen erlebt tagtägliche Misshandlungen; sie werden ausgegrenzt, ihnen werden grundlegende Rechte verweigert, und viele werden körperlich und seelisch missbraucht. Äußerst viele Mädchen im Land leiden auch stark darunter, dass ihnen jegliche Schulbildung verweigert wird. Einige von ihnen leben in Slums und haben keinen Zugang zu grundlegenden Versorgungseinrichtungen und Hygiene.
Daher haben die Salesianer Don Boscos ein Grundstück gleich neben dem bereits bestehenden Kinderschutzzentrum erworben. Damit könnten bis zu 40 besonders gefährdete Mädchen und junge Frauen vor der Gewalt und der Hoffnungslosigkeit der Straße gerettet werden und mittels Bildung einen Weg aus der Armutsspirale finden! Sie würden eine Unterkunft, warme Mahlzeiten, medizinische Versorgung, psychologische Betreuung sowie Schul- und Berufsausbildung erhalten. Allerdings brauchen die Jugend Eine Welt-Partner dringend Unterstützung, um diese finanzielle Hürde zu stemmen! Ihre Spende hilft, ein neues Haus für gefährdete Mädchen in Lagos zu errichten!
Ausbau der mobilen Straßenkinder-Hilfe
Zudem soll das „Outreach Programm“, bei dem Streetworker in den besonders marginalisierten Stadtvierteln unterwegs sind und Kindern direkt vor Ort Hilfe anbieten, ausgeweitet werden. Dafür wird auch ein speziell für diese Zwecke ausgebauter Bus angeschafft, in dem etwa einfache medizinische Untersuchungen gemacht werden können oder Mahlzeiten für die Kinder transportiert werden. Vorbild für die mobile Straßenkinder-Hilfe und das neue Kinderschutzzentrum in Lagos ist das ebenfalls seit langem von Jugend Eine Welt unterstützte Zentrum „Don Bosco Fambul“ in Sierra Leone.