„Ich kann nicht oft genug auf die verheerende Situation von Straßenkindern aufmerksam machen. An jeder Ecke wartet auf sie eine Bedrohung. Ob Gewalt, Missbrauch, illegale Tätigkeiten wie Diebstahl oder Kinderarbeit. Straßenkinder leben ständig in Angst. Sie müssen täglich betteln oder stehlen, um zu überleben. Ohne entsprechende Hilfe haben sie keine Chance auf eine bessere Zukunft“, erinnert Reinhard Heiserer, Geschäftsführer der österreichischen Entwicklungsorganisation Jugend Eine Welt, anlässlich des Internationalen Tag der Straßenkinder am 12. April. Schätzungen zufolge sind weltweit 150 Millionen Mädchen und Buben gezwungen auf der Straße zu leben. „Straßenkinder-Projekte sind seit der Gründung von Jugend Eine Welt vor 28 Jahren ein zentrales Anliegen unserer Arbeit vor Ort. Bitte helfen Sie mit Ihrer Spende“, so Heiserer.

Hilfe vor Ort in Indien: Straßenkinder-Projekt am Strand „Beach Blossom“
Straßenkinder leben vor allem in den Ballungsgebieten großer Städte. Besonders viele trifft man beispielsweise in Afghanistan, Indien, Pakistan, Ecuador und in afrikanischen Ländern wie Kenia, Nigeria oder der Demokratischen Republik Kongo an. Doch auch in (Ost-)Europa und den USA leben viele Kinder und Jugendliche auf der Straße. Da viele von ihnen gar keine Geburtsurkunde besitzen, wurden sie auch niemals offiziell registriert. Der Zugang zu staatlichen Leistungen wie Gesundheitsfürsorge oder wichtiger Schulbildung ist ihnen somit von Beginn ihres Lebens versperrt. „Von Jugend Eine Welt unterstützte Straßenkinder-Projekte, wie in der ostindischen Millionenstadt Vishakhapatnam, wo Mädchen und Buben, die untertags keine Betreuung durch ihre Eltern haben, wichtige Schulbildung erhalten, sind daher ein entscheidender Rettungsanker und auch ein Schlüssel zu einem späteren Leben in Würde“, erklärt Heiserer. Der Jugend Eine Welt-Geschäftsführer machte sich erst kürzlich in Vishakhapatnam selbst ein Bild. Am Strand von „Beach Blossom“ werden fünf- bis achtjährige Kinder aus benachteiligten Familien – oft sind ihre Eltern Wanderarbeiter – mit Aufbau- und Weiterbildungskursen für den Besuch einer staatlichen Schule vorbereitet. „Während die Väter auf den Fischerbooten als Tagelöhner arbeiten, verkaufen die Mütter die Fische auf dem lokalen Markt. Für die Betreuung der Kinder bleibt somit nicht viel Zeit“, erzählt Heiserer. „Dank der Unterstützung unserer Spenderinnen und Spender, Förderer und Freunde, können unsere Don Bosco-Projektpartner vor Ort täglich bis zu 60 Kindern kostenlosen Nachmittagsunterricht anbieten. Über die vergangenen 20 Jahre gesehen profitierten somit schon mehr als 1.000 Kinder von diesem Angebot und wurden so auch in die Gesellschaft integriert.“
Straßenkinder schlafen auf Mülldeponien und U-Bahn-Schächten
Während die Kinder von „Beach Blossom“ am Abend zu ihren Eltern zurückkehren können, ist die Situation für Mädchen und Buben, deren zu Hause die Straße ist, noch prekärer. Sie schlafen in Parks oder Hauseingängen, auf Mülldeponien, in notdürftig zusammengezimmerten Verschlägen oder sogar in U-Bahn-Schächten. Eines der bekanntesten, von Jugend Eine Welt unterstützten Straßenkinder-Programme ist „Chicos de la Calle“ in Ecuador.
Im Jahr 1980 von den Salesianern Don Boscos, langjährige Projektpartner von Jugend Eine Welt, gegründet, begleitet das Straßenkinder-Projekt an verschiedenen Standorten in Ecuador heranwachsende Jugendliche in ihrer Entwicklung, wirkt präventiv auf sie ein und schafft für sie im Geiste der Pädagogik Don Boscos eine lebenswerte Zukunftsperspektive. „Die Schwerpunkte liegen in der Berufs- bzw. Schulausbildung, der gesundheitlichen Versorgung und der sinnvollen Freizeitgestaltung. Eine Besonderheit ist die Betreuung und Erziehung der Kinder nicht nur in den Jugendzentren, sondern auch durch Streetworker direkt auf der Straße“, erklärt Heiserer, der vor der Gründung von Jugend Eine Welt selbst fast 5 Jahre als Entwicklungshelfer in Ecuador in einem Förderprogramm für Straßenkinder mitarbeitete.

Einen wichtigen Faktor bei der Arbeit mit Straßenkindern – zumeist Burschen – bildet auch immer der Fußball. Dieser dient oft als Eisbrecher. „Die Straßenkinder kommen zuallererst einmal nur, um Fußball zu spielen und Spaß zu haben. So lernt man sich kennen und baut Vertrauen auf. In einem weiteren Schritt erhalten die Kinder und Jugendlichen dann Angebote, zur Schule zu gehen oder eine Berufsausbildung zu machen. Das funktioniert und kann buchstäblich Leben retten“, so der Jugend Eine Welt-Geschäftsführer. Mädchen sind in vielen Ländern seltener als Straßenkind auf der Straße zu sehen. Ihr Los ist meist noch schlimmer: Sie arbeiten – nicht sichtbar für Menschen auf der Straße – hinter verschlossenen Türen, in Hinterhöfen und Wohnungen als Haushaltshilfen, Wäscherinnen, etc. Beladen mit einem übervollen Arbeitsalltag sind sie zudem oft körperlichen oder gar sexuellen Übergriffen strenger Hauspaten ausgesetzt.


Zum Internationalen Tag der Straßenkinder
Jugend Eine Welt ist Mitglied des „Consortium for Street Children“, das als weltweit größte Plattform zum Schutz von Straßenkindern anlässlich des Internationalen Tag der Straßenkinder am 12. April alle betroffenen Regierungen dazu aufruft, die von den Vereinten Nationen im Jahr 2017 beschlossenen Richtlinien zum Schutz von Straßenkindern umzusetzen. In Österreich veranstaltet Jugend Eine Welt jährlich rund um den Don Bosco-Gedenktag am 31. Jänner einen „Tag der Straßenkinder“. Heuer stellte Jugend Eine Welt die Arbeit von Bruder Lothar Wagner in den Blickpunkt dieses Aktionstages. Der Projektpartner von Jugend Eine Welt setzt sich seit 20 Jahren in Westafrika für benachteiligte Straßen- und Gefängniskinder ein.