Sie leisten Hilfe unter persönlicher Lebensgefahr: Das medizinische Personal in den Kinderkrankenhäusern von Odessa versorgt Neugeborene und Frühchen, während rundherum russische Bomben einschlagen. Jugend Eine Welt beliefert in der ukrainischen Hafenstadt zwei Spitäler mit Medikamenten, Verbandszeug, Hygieneartikel, Infusionen und notwendiger Ausrüstung für Operationen und Untersuchungen. Dass diese Lieferungen lebensrettend sind, zeigte sich etwa, als ein dringend benötigter Inkubator für Frühchen die Babystation erreichte. Ohne ihn hätte ein kleines Mädchen nicht überlebt, das mit einem Gewicht von nur 2 Kilogramm per Notkaiserschnitt in der 35. Schwangerschaftswoche auf die Welt kam.
„Das Mädchen hatte vom ersten Tag an Krämpfe und musste beatmet werden. Insgesamt verbrachte es 19 Tage auf der Intensivstation, davon elf Tage unter Beatmung. Es gab diverse Komplikationen, unter anderem eine Magen-Darm-Blutung“, erzählt Dr. Anna Bantovska, die die Station für Neugeborene in einem der Krankenhäuser leitet. „Das Baby überlebte den Kampf, kam wohlbehalten und mit guter Prognose zu seiner Mutter. Es war sehr viel Arbeit, aber jetzt sehen wir das Lächeln der Eltern und des Kindes“, sagt Dr. Bantovska.
Der Nothilfekoordinator von Jugend Eine Welt Wolfgang Wedan hat schon mehrfach die Spitäler in Odessa besucht. „Die Schwestern der Babystation hatten Tränen in den Augen, als wir ihnen das dringend benötigte Beatmungsgerät für Frühgeborene übergaben. Sie waren extrem dankbar“, berichtet er von seinem letzten Besuch. „Viele Geräte funktionieren mittlerweile nicht mehr, für routinemäßige Behandlungen fehlt zunehmend intaktes Equipment, weil Reparaturen wegen fehlender Ersatzteile und qualifiziertem Personal nicht durchgeführt werden können“, gibt Wedan weitere Einblicke in die Situation vor Ort.
Ein weiteres Problem: Wegen der ständigen russischen Angriffe können Medikamente durch weite Teile der Ukraine nicht mehr transportiert werden. Umso wichtiger ist es, dass über die angrenzende Republik Moldau die Hilfslieferungen von Jugend Eine Welt die kriegsgeplagte Stadt erreichen.

An ein normales Alltagsleben ist in Odessa nicht mehr zu denken: Denn die ständigen russischen Raketenangriffe zielen auf die kritische Infrastruktur. Sie sorgen fast täglich für längere Stromausfälle, auch die Wasserversorgung ist immer wieder unterbrochen. Das beeinträchtig auch die Arbeit in den Kinderkrankenhäusern massiv.
Wie gefährlich die Lage ist und was der Krieg dem medizinischen Personal abverlangt, hat erst ein Vorfall im Frühling gezeigt: Gleich neben dem Spital sind zwei Raketen eingeschlagen. Die zweite wohlgemerkt erst, als die Rettungskräfte vor Ort waren. Im Kinderspital wurden daraufhin alle Verletzten rasch versorgt.
