Viele aufgeregte Stimmen rufen durcheinander, ein Lachen schallt über den Platz. Das rege, fröhliche Treiben im Schulhof des Don Bosco-Mädchenzentrums während einer Pause zaubert jedem Besucher ein Lächeln ins Gesicht. Doch die meisten Mädchen, die nun hier in Sicherheit sind, haben in ihrem jungen Leben bereits schlimme Erfahrungen wie Missbrauch, Kinderarbeit oder das Bevorstehen einer Zwangsehe erleben müssen.
Die Zahl der KinderarbeiterInnen ist in den ländlichen Gebieten Südenindiens enorm hoch. Unter den dort lebenden Mädchen gibt es besonders viele, die zum Familieneinkommen beitragen müssen. In Vorbereitungsklassen und mit Nachhilfeunterricht unterstützen die Jugend Eine Welt-Projektpartner diese Kinder, damit sie wieder den Schulunterreicht besuchen können.
Unterkunft und Schulbildung für Kinderarbeiterinnen
Die Salesianer Don Boscos sind seit fast 20 Jahren in den Dörfern der Region um Deodurga tätig und unterstützen die Familien, damit das Leben ihrer Kinder gelingt. Neben einer Schule, einer mobilen Klinik und Gemeinschaftsbildungsprogrammen haben die Jugend Eine Welt-Partner ein Zentrum für ehemalige KinderarbeiterInnen gegründet.
Im Don Bosco-Zentrum in Deodurga erhalten die Kinder eine Unterkunft, medizinische Versorgung, liebevolle Betreuung und Unterstützung bei der Wiedereingliederung in das Schulsystem durch Nachhilfeunterricht. Im Rahmen dieses Projektes werden jährlich 50 Mädchen aufgenommen, die in Zusammenarbeit mit den nationalen Behörden aus Kinderarbeit oder Zwangsheirat gerettet wurden. Im Don Bosco-Zentrum können sie in einer sicheren Umgebung lernen und werden umfassend betreut. Neben den schulischen Aktivitäten wird ebenso viel Wert auf Persönlichkeitsentwicklung und das Zusammenleben innerhalb einer Gemeinschaft gelegt. Der Einsatz des Don Bosco-Zentrums in Deodurga hat einen spürbar positiven Einfluss auf die Einstellung der Menschen hinsichtlich der Gleichstellung der Geschlechter und dem Wert von Bildung.
Die ländlichen Regionen im südindischen Bundesstaat Karnataka sind geprägt von einem hohen Bevölkerungswachstum, weit verbreiteter Kinderarbeit, Kinderheirat sowie einer hohen AnalphabetInnenrate. Es gibt kaum formelle Beschäftigungsverhältnisse, die meisten Menschen verdienen als TagelöhnerInnen nur sehr wenig Geld. Um das Überleben der Familien zu sichern, müssen viele Kinder arbeiten gehen. Gerade in Familien, wo schon die Eltern weder lesen noch schreiben gelernt haben, ist das Bewusstsein für Schulbildung selten vorhanden. Das hat drastische Folgen: 61 Prozent der Frauen in dieser Region Indiens können weder lesen noch schreiben und haben deshalb auch wenig Chancen auf eine Zukunft ohne Armut.