Wien, 14. März 2018 - Österreich solle seine Entwicklungszusammenarbeit (OEZA) stärken und "Zugpferd für die Hilfe vor Ort" sein, forderten heute Vormittag Hilfsorganisationen vor dem Außenministerium. Das dafür eingesetzte Symbol - ein Lipizzaner - weist für die Hilfsorganisation Jugend Eine Welt allerdings etwas zu sehr in die Vergangenheit.
"Die Österreichische Entwicklungszusammenarbeit sollte ohne Scheuklappen neu gedacht und angesichts der aktuellen globalen Herausforderungen völlig neu dimensioniert werden", so Jugend Eine Welt-Geschäftsführer Reinhard Heiserer, "und zwar nicht im Schritttempo eines Zugpferdes, sondern mit der Geschwindigkeit eines mit nachhaltigen Energien angetriebenen Turbomotors!"
Die Hilfsorganisation kritisiert insbesondere die auf mehrere Ministerien verteilten Zuständigkeiten für die OEZA, die seit Jahren viel zu geringe Ausstattung ihres Budgets sowie einen fehlenden Umsetzungsplan für die 2015 auf UN-Ebene beschlossenen Nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs).
Die kommende EU-Präsidentschaft könne, wie in der heutigen Aktion gefordert, eine gute Gelegenheit für Österreich sein, sich in punkto Entwicklungspolitik neu aufzustellen und auf europäischer Ebene wichtige Initiativen wie einen dringend nötigen "Marshallplan MIT Afrika" in Gang zu bringen.
Dringend nötig: Mehr Investitionen in Armutsbekämpfung und Bildung
Eine stiefmütterlich vernachlässigte Entwicklungspolitik und "business as usual" könne jedenfalls keine Antwort auf zunehmende bewaffnete Konflikte, Umwelt- und Hungerkrisen sowie anwachsende Migrationsströme sein, ist Jugend Eine Welt überzeugt. Vielmehr wären ambitionierte Investitionen in entwicklungspolitische Maßnahmen und eine damit kohärente Handels- und Wirtschaftspolitik ein Gebot der Stunde.
Von besonderer Bedeutung sind die weltweite Bekämpfung von Armut sowie die Förderung von Bildung und Ausbildung für junge Menschen, die schon jetzt wichtige Schwerpunkte der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit bilden. Auch die Ausbildung in "Zukunftsberufen" wird gefördert, beispielsweise im Rahmen eines von Jugend Eine Welt in Äthiopien umgesetzten - und von der OEZA geförderten - "Solarprogramms", bei dem benachteiligte Jugendliche zu Solartechnikern ausgebildet werden. "Solche Projekte machen doppelt und dreifach Sinn", erklärt Reinhard Heiserer. "Die jungen Menschen finden vor Ort leichter einen Job. Moderne, umweltschonende Technologie wird gefördert. Und österreichische Firmen, die im Alternativ-Energiebereich aktiv sind, haben bessere Exportchancen bzw. können bei Bedarf auf gut ausgebildete Mitarbeiter vor Ort zurückgreifen. Es braucht einen weiteren und gleichzeitig fokussierteren Blick auf unsere gemeinsame EINE Welt."