Kaum eine öffentliche Weihnachtsfeier, kaum weihnachtliche Dekoration in den öffentlichen Bereichen der Stadt. Es ist ruhig in den Straßen Bethlehems in den Tagen vor dem großen Fest. Zu ruhig, wie viele der hier lebenden Menschen befinden, egal welcher religiösen Gemeinschaft sie angehören. Die bereits seit dem Vorjahr andauernde Ruhe in Jesu Geburtsstadt ist dem Umstand zu verdanken, dass sich kaum mehr Touristen und Pilger in der Stadt blicken lassen. Der Krieg im Heiligen Land macht schon eine Anreise in das Westjordanland nahezu unmöglich, ein sicherer Aufenthalt für Gäste kann nicht garantiert werden.
„Die wirtschaftliche Situation ist katastrophal, Bethlehem, das gesamte Westjordanland ist stark vom Tourismus abhängig“, berichten die Don Bosco-Projektpartner und -partnerinnen der österreichischen Hilfsorganisation Jugend Eine Welt. Selbst die Pfadfinder aus Oberösterreich, die seit vielen Jahren traditionell in den Tagen vor Weihnachten direkt aus Bethlehem das Friedenslicht holen, konnten heuer nicht anreisen. Die Kerzen für das als Zeichen für Freundschaft, Gemeinschaft, Verständigung aller Völker stehende Friedenslicht wurde deshalb an der Flamme des vorjährigen, in Bethlehems Partnerstadt Steyr aufbewahrten Friedenslicht entzündet.
Brot für bedürftige Familien
„Viele Eltern haben mit Beginn des Krieges im Oktober letzten Jahres ihren Job verloren, sie haben deshalb große Schwierigkeiten, ihre Kinder mit Essen zu versorgen“, schildert Jugend Eine Welt-Geschäftsführer Reinhard Heiserer nach einem Telefonat mit den Partnern vor Ort über die Lage im Land. Für viele Familien ist das Alltagsleben so kaum mehr bewältigbar.
Die Don Bosco-Bäckerei in Bethlehem produziert trotz der allerorten finanziell angespannten Lage weiterhin täglich rund 2.700 Brote in 14 verschiedenen Sorten – und das bei teilweise eskalierenden Preisen für Zutaten wie Hefe und Mehl. Etwa 600 Stück Brot werden jeden Tag an bedürftige Familien gratis abgegeben. Den Preis für tatsächlich verkauftes Brot versucht man möglichst stabil sowie unter dem Marktdurchschnitt zu halten. Die Nachfrage von bedürftigen Menschen übersteigt jedoch mittlerweile die Kapazitäten der Bäckerei.
Zur Unterstützung von etwa 100 Studierenden im großen Don Bosco-Berufsbildungszentrum in Bethlehem – das alle jungen Menschen unabhängig ihrer Konfession offensteht – wurde heuer ein eigenes Stipendienprogramm ins Leben gerufen. Kindern und Jugendlichen, die an Aktivitäten in den verschiedenen Einrichtungen teilnehmen, wird zudem eine psychosoziale Unterstützung angeboten.
Schwierig bleibt die Lage für das vor 20 Jahren gegründete „Artistic Center“. Hier werden palästinensische Handwerkstraditionen bewahrt, gesammelt sowie unterrichtet und Kunstwerke aus Olivenholz, Perlmutt und Keramik von kreativen jungen Handwerkern hergestellt. Doch durch die ausbleibenden Touristen schon während der Corona-Pandemie ist der Verkauf von hergestellten Waren wie Rosenkränze, Krippenfiguren und Kreuzen aus Olivenholz nahezu vollständig eingebrochen.
Mithilfe ist gefragt
„Wir unterstützen die Arbeit von Don Bosco im Heiligen Land schon seit vielen Jahren und werden das in diesen schwierigen Zeiten auch weiterhin tun. Das gibt den Menschen ein klein wenig die Hoffnung, dass es vielleicht doch in absehbarer Zeit eine friedliche Lösung aller Konflikte geben wird“, so Heiserer mit einer abschließenden Bitte an die österreichische Bevölkerung: „Bitte öffnen Sie ihr Herz und helfen auch Sie mit einer Spende!“
Jugend Eine Welt-Spendenkonto: AT66 3600 0000 0002 4000 | Onlinespenden unter www.jugendeinewelt.at/spenden
Tipp: im Jugend Eine Welt-Onlineshop sind noch einzigartige Olivenholz-Anhänger aus Bethlehem erhältlich: shop.jugendeinewelt.at