Laut der Statistik Austria gibt es in Österreich über 2,1 Millionen Pensionistinnen und Pensionisten. Jede fünfte in Österreich lebende Person ist 65 Jahre oder älter. Mit einer steigenden Lebenserwartung und einem hohen Maß an Fachwissen aus jahrzehntelanger Berufserfahrung stellen Seniorinnen und Senioren eine wertvolle Ressource für die Gesellschaft dar. Immer mehr von ihnen wollen ihre Pension aktiv gestalten und soziale Verantwortung übernehmen. „Mit unserem Senior Experts-Programm richten wir uns genau an diese Zielgruppe. Wir bieten eine Plattform für Seniorinnen und Senioren, die ihre Fachkompetenz in Bereichen wie Bildung, Gesundheit, Handwerk oder Verwaltung in sozialen Projekten im Globalen Süden einbringen und benachteiligten jungen Menschen Chancen auf ein besseres Leben ermöglichen wollen“, so Reinhard Heiserer, Geschäftsführer der österreichischen Entwicklungsorganisation Jugend Eine Welt, anlässlich des Welttages der Senioren am 1. Oktober.
Gemeinsames Engagement auf Augenhöhe
„Das Ziel unseres Senior Experts Austria-Entsendeprogramms ist klar: Unsere sorgfältig ausgewählten Projektpartnerinnen und -partner, mit denen Jugend Eine Welt seit vielen Jahren kooperiert, sollen in ihrer Arbeit vor Ort durch Senior Experts unterstützt werden und von ihrer Erfahrung profitieren“, erklärt Heiserer das Konzept. Die Zusammenarbeit vor Ort passiert dabei immer auf Augenhöhe. „Zeitgemäße Freiwilligeneinsätze sind keine Nord-Süd-Bevormundungen, sondern ein gemeinsames Engagieren zur Lösung von organisatorischen, pädagogischen und wirtschaftlichen Herausforderungen“, so Heiserer.
60 Seniors in 18 Ländern
Jugend Eine Welt entsandte seit dem Start des Senior Experts Austria-Programms rund 60 Freiwillige mit Berufserfahrung (ab 35 Jahren) in 18 Länder des Globalen Südens. Die Standorte, an denen sie eingesetzt werden, befinden sich hauptsächlich in Jugend Eine Welt-Projektländern von Südamerika über Afrika bis Asien. Gefragt sind Menschen mit Erfahrung u.a. in Technik, Marketing, Landwirtschaft, Pädagogik, aber auch Bäcker und Physiotherapeutinnen, die ihre Expertise und soziale Kompetenz zwischen mehreren Monaten bis zu einem Jahr unentgeltlich in den Dienst einer guten Sache stellen wollen bzw. in konkreten Projekten durch partnerschaftliche Mitarbeit einen Beitrag leisten, damit konkrete Problemlösungen erarbeitet oder Lebensbedingungen verbessert werden können.
Ehepaar aus Oberösterreich hilft in Uganda
Maria und Rudi Kraxberger engagierten sich bereits zum zweiten Mal als Senior Experts. Die 66-jährige ausgebildete Therapeutin und der 67-jährige Agrarexperte begaben sich vor wenigen Monaten erneut als Senior Experts auf Einsatz nach Adjumani in Uganda. „Wir wollten unsere begonnene Arbeit vor Ort unbedingt fortsetzen“, erzählt Maria Kraxberger. „Unser größter Wunsch war, ein kleines Zentrum für Menschen mit Behinderung zu errichten, wo intensive Betreuung stattfinden kann und wo Hilfsmittel angefertigt werden können“, so die Pensionistin. „Unseren Jugend Eine Welt-Projektpartnerinnen vor Ort, die Missionsärztlichen Schwestern, aber auch uns persönlich war es ein Anliegen dieses Projekt weitervoranzutreiben. Denn Menschen mit Behinderung haben in dieser Gegend im Norden Ugandas kaum Chancen zur Versorgung und zur Teilnahme an der Gesellschaft. Ein Schulbesuch oder gar eine Arbeitsstelle sind für sie selten möglich. Wir wollten ihnen diese Möglichkeiten eröffnen, sie mobil machen und ihnen folglich ein menschwürdiges Dasein ermöglichen.“
Arbeit mit einfachsten Mitteln
Während Maria Kraxberger freiwillige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausbildete und mit einfachsten Mitteln Gehhilfen wie Krücken oder Rollatoren bzw. Sitzmöglichkeiten und Übungsgeräte wie Gehbarren herstellte, kümmerte sich ihr Ehemann Rudi um den Bau des Zentrums. „Es ist erstaunlich, wie mit wenig Gerätschaften und Werkzeug ein doch relativ großes Gebäude in einer abgelegenen Gegend realisiert werden kann“, so der pensionierte Landwirt, der auch über viel Erfahrung im Bauen verfügt. „Vom Ausgraben über Betonmischen bis zum Gerüstbau. Jeder einzelne Griff erfolgte per Handarbeit. Es gibt keine eigenen Maschinen. Das Wasser musste geholt werden, Strom war keiner vorhanden. Dafür verfügten wir aber über viel Manpower und gute Arbeiter.“
Detaillierte Behandlungen oft nicht möglich
Improvisieren stand für die beiden Senioren aus Meggenhofen in Oberösterreich an der Tagesordnung. „Die Materialbeschaffung war schwierig“, erzählt Rudi, und Maria ergänzt: „Die medizinische Versorgung in der Region um Adjumani besteht zum Großteil nur aus Krankenhausbesuchen mit lediglich klinischer Diagnostik. Weitere Untersuchungen zur Diagnose und eine entsprechende Behandlung sind nicht möglich. Dazu kommt, dass die Krankenhäuser weit entfernt und für viele nicht erreichbar sind. Meine jahrelange Berufserfahrung ermöglichte es mir Probleme der Menschen mit Behinderung richtig einzuschätzen und einfache Maßnahmen zu vermitteln.“
Unvergessliche Erlebnisse
Maria und Rudi Kraxberger nahmen von ihrem zweiten Einsatz als Senior Experts in Uganda viele positive Eindrücke und unvergessliche Erlebnisse mit in die Heimat. Maria: „Am schönsten war es zu sehen, wie die Menschen auf einen zukommen und fragen, ob ich ihre Angehörigen auch besuchen kann, da sie ja wollen, dass ihnen geholfen wird. Und wenn dann ein kleines Kind in seinem speziell angefertigten Sessel sitzt und einen anstrahlt, ist die Freude bei allen Beteiligten natürlich groß.“ Und Jugend Eine Welt-Geschäftsführer Heiserer ergänzt abschließend: „Ich kann nur allen Seniorinnen und Senioren, die Interesse haben ihre berufliche Erfahrung weitzugeben, raten: Informieren Sie sich über unser Senior Experts-Programm. Wir freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme!“
Interesse an einem Einsatz als Senior Expert? Wir beraten Sie gerne:
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