In der äthiopischen Krisenregion Tigray endete zwar vor zwei Jahren der verheerende Bürgerkrieg. Die Sicherheitslage bleibt jedoch weiterhin angespannt und die Situation der traumatisierten Menschen äußerst dramatisch. Der lokalen Bevölkerung fehlt es primär an Nahrung und medizinischer Versorgung. Laut Angaben der Vereinten Nationen leben eine Million Binnenflüchtlinge in notdürftigen Camps. Einen Tag vor dem Welternährungstag (16.10.) startet die österreichische Entwicklungsorganisation Jugend Eine Welt – dank der Unterstützung der Austrian Development Agency (ADA) - in der Tigray-Region ein umfangreiches Nothilfe-Projekt.
Langjährige Hilfe vor Ort
Jugend Eine Welt ist seit 26 Jahren in Äthiopien aktiv und hat in dieser Zeit mit den Salesianern Don Boscos zahlreiche Projekte in den Bereichen Bildung, Kinderschutz und Nothilfe umgesetzt. Zwischen 2016 und 2022 konzentrierte sich Jugend Eine Welt mit seinen Partnern vor Ort auf das von der Austrian Development Agency (ADA) kofinanzierte Rahmenprogramm „Solar Skills Training and Environmental Education in Ethiopia“ in Tigray, Dilla, Addis Abeba und Gambella. Dieses beinhaltete die technische Berufsbildung für Jugendliche im Bereich der Solarenergie. Mit dem Ausbruch des blutigen Bürgerkriegs startete dann Ende 2020 das erste Nothilfeprogramm für vom Konflikt betroffene Gemeinden in Tigray und Amhara. Selbst während längerer Zeiträume, in denen der Zugang zur Region eingeschränkt war, konnte Jugend Eine Welt durch seine langjährigen Partnerschaften vor Ort einige der am stärksten gefährdeten Gemeinden weiterhin mit Nothilfe-Lieferungen (diese beinhalteten Lebensmittel, Wasser sowie Hygienematerialien) erreichen.
Sauberes Trinkwasser dringend nötig
Das nun bis Anfang 2026 laufende neue Hilfsprojekt in den Städten Shire, Adwa und Adigrat sowie Mekele basiert auf drei Säulen: klassische Nothilfe, wie Trinkwasser und Nahrungsversorgung, Schulbildung für Kinder und Jugendliche, sowie psychologische Hilfe für vom Krieg traumatisierte Menschen, mit dem Fokus auf Frauen. „Mit dem von der ADA unterstützten Projekt werden wir es schaffen rund 2.700 Menschen täglich mit sauberem Trinkwasser zu versorgen. Schulen werden mit Tafeln, Tischen, Sesseln, Unterrichtsmaterialen sowie barrierefreien Toiletten ausgestattet. Darüber hinaus erhalten Frauen, die während des Bürgerkriegs von sexueller Gewalt betroffen waren, das Angebot von psychologischer Betreuung“, skizziert Reinhard Heiserer, Geschäftsführer von Jugend Eine Welt, ein paar der vielen Punkte aus dem geschnürten Nothilfe-Programm.
Auf fremde Hilfe angewiesen
Im vergangenen Mai machte sich Wolfgang Wedan, Globaler Nothilfe-Koordinator von Jugend Eine Welt, selbst ein Bild in der Tigray-Region. „Die Menschen vor Ort haben wirklich nichts mehr zu essen. Speziell Kinder und alte Leute sind betroffen. Kinder verhungern, da sie keinen Zugang zu Lebensmitteln haben. Das zweite große Thema ist Gesundheit. Es gibt praktisch keine Gesundheitsversorgung. Die Bewohner trinken Wasser aus schmutzigen Lacken. In den Flüchtlingslagern leben traumatisierte Frauen mit ihren Kindern seit über zwei Jahren auf engstem Raum. Die kleinen Kinder kennen nichts anderes mehr. Es herrscht Hoffnungslosigkeit. Ich schaute in leere Augen“, gehen Wedan auch heute noch die bedrückenden Bilder nicht aus dem Kopf.
Der Steirer reist in den kommenden Tagen erneut nach Tigray, um beim Start des Nothilfe-Programms persönlich vor Ort zu sein. Jugend Eine Welt-Geschäftsführer Heiserer bittet unterdessen um weitere Hilfe für die notleidenden Menschen: „Dank der Unterstützung der ADA können wir nun erste Maßnahmen treffen, um der Bevölkerung zu helfen. Doch es braucht mehr finanzielle Mittel. Die Menschen in Tigray sind auf fremde Unterstützung angewiesen!“
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