Im großen Flüchtlingscamp Palabek in Uganda wird Kindern mit Handicap oft mit einfachen Mitteln die Teilnahme am Unterricht ermöglicht. Akuter Nahrungsmangel im Lager bedroht jedoch die fürsorgliche Betreuung der Kinder.
Es ist eine einfache Konstruktion. Daniels strahlendes Lachen bestätigt aber seiner Lehrerin, wie wichtig der extra für ihn gebaute „Lernstuhl“ ist. Eine auf die Armlehnen des Sitzes montierte Holzplatte macht es ihm möglich, Papier und Stift direkt vor sich bereit zu legen, um im Unterricht mit Unterstützung der Lehrerin das Schreiben von Buchstaben zu üben. Die von seinen Klassenkollegen verwendeten Stühle und Tische waren für den kleinen, behinderten Buben nicht geeignet.
„Menschen mit Beeinträchtigungen, vor allem Kinder, müssen überall miteinbezogen werden, ganz besonders beim Thema Bildung“, sagt Reinhard Heiserer, Geschäftsführer der österreichischen Hilfsorganisation Jugend Eine Welt, mit Blick auf Palabek anlässlich des „Internationalen Tages der Menschen mit Behinderungen“ am 3. Dezember. Dieser wurde von den Vereinten Nationen ins Leben gerufen, um weltweit das Bewusstsein für die Anliegen von Menschen mit Behinderungen zu fördern und für deren (Alltags-)Probleme zu sensibilisieren. Das für 2024 ausgegebene Motto lautet „Amplifying the leadership of persons with disabilities for an inclusive and sustainable future“, auf Deutsch übersetzt: „Stärkung der Führung von Menschen mit Behinderungen für eine inklusive und nachhaltige Zukunft“.
Tun was möglich ist
Ein Ausblick auf ein gutes Leben ist auch dem kleinen Daniel zu wünschen. Wenngleich der Bub an einem Ort lebt, der die Umsetzung dieses Wunsches nicht unbedingt leicht macht – seine Heimat ist die riesige Flüchtlingssiedlung Palabek im Norden Ugandas. In diesem 2017 aus der Not heraus entstandenen Lager leben mittlerweile über 80.000 Flüchtlinge, gut 84 Prozent davon sind Frauen und Kinder. Der größte Teil der Menschen hier, im etwa 30 Kilometer von der Grenze entfernt liegenden Palabek, ist aus dem benachbarten, kriegsgebeutelten Südsudan, geflüchtet.
„Unsere Projektpartner vor Ort, die Salesianer Don Bosco, tun ihr Möglichstes, um wirklich allen Kindern hier im Lager zu helfen, sie leben mit den Menschen Seite an Seite im Camp“, schildert Reinhard Heiserer. Mit Unterstützung von Jugend Eine Welt haben die Don Bosco-Partner in den vergangenen sieben Jahren in der Siedlung einen regelrechten „Bildungscampus“ aufgebaut. Aktuell betreiben sie hier 4 Kindergärten, 4 Volksschulen und eine große Berufsschule, in der jährlich bis zu 750 Jugendliche in sechs verschiedenen Berufen ausgebildet werden.
„Trotz oft widriger Umstände wollen die Kinder im Lager nichts lieber als lernen“, berichtet Pater José Ubaldino Andrade Hernandez – Mann der ersten Stunde in Palabek und von allen Pater Uba gerufen – immer wieder. In den Kindergärten werden über 500 Kinder mit viel Liebe und Geduld von einem geschulten Team frühkindlich gefördert und betreut. Darunter sind, ebenso wie in den Volksschulen, eine Reihe von Mädchen und Buben mit Behinderungen. Einige von ihnen kommen sogar aus den nahen Dörfern der lokalen Bevölkerung, da sie andernorts nicht in Schulen integriert werden.
Soweit es irgendwie möglich ist, werden die Kinder je nach Art ihrer Beeinträchtigung mit Gehhilfen, Rollstühlen, Brillen und anderen Hilfsmitteln versorgt. Für einfacher herzustellende Dinge – wie Daniels „Lernstuhl“ – werden kurzerhand in den Werkstätten der Berufsschule genutzt.
Hungersnot
In einem jüngst geführten Telefonat mit Reinhard Heiserer berichtete Pater Uba jedoch von erneuten massiven Problemen im Palabek: „Die Situation ist sehr ernst. Unsere Essensvorräte sind fast vollständig aufgebraucht, die neue Ernte ist noch nicht reif. Die Kinder haben Hunger – manchmal können wir nicht einmal mehr allen eine warme Mahlzeit am Tag geben. Das Geld fehlt an allen Ecken. Auch die finanzielle Not der Schulen und Kindergärten ist groß! Doch die Kinder brauchen eine sichere Betreuung und vor allem eine gute Bildung – das ist ihre wichtigste Chance für eine bessere Zukunft! Um die nächsten Wochen bis zur Erntezeit gut zu überbrücken, brauchen wir dringend eure Hilfe!“
Jugend Eine Welt-Spendenkonto: IBAN: AT66 3600 0000 0002 4000
Infos & Online spenden auf www.jugendeinewelt.at/spenden