„Im Dezember war die Freude über die Einigung auf ein europäisches Lieferkettengesetz, das weltweit Ausbeutung unterbindet und faire bzw. menschenwürdige Arbeitsbedingungen schafft, noch groß. Nach den Vorgängen in den letzten Wochen hinter den Kulissen auf EU-Ebene ist diese Freude leider Ernüchterung gewichen“, reagiert Reinhard Heiserer, Geschäftsführer der österreichischen Entwicklungsorganisation Jugend Eine Welt, auf die jüngsten Entwicklungen das Thema EU-Lieferkettengesetz betreffend. Denn der nach Jahren erreichte „Meilenstein“, der im Dezember in den sogenannten Trilog-Verhandlungen per Kompromiss fixiert wurde und üblicherweise nur noch formal die Zustimmung durch die Mitgliedsstaaten und das Europäische Parlament benötigt, drohe zu scheitern. Grund sei Deutschland, wo zwei Ministerien die Pläne zu dem ausverhandelten EU-Lieferkettengesetz nicht mittragen wollen. „Laut meinen Informationen ist auch die Zustimmung von Österreich offen, da noch verhandelt werde“, so Heiserer. „Daher meine Bitte an Minister Kocher: Stehen Sie als zuständiger Minister zu dem im Dezember ausgehandelten Kompromiss und stimmen Sie im EU-Ministerrat für das auf dem Tisch liegende Lieferkettengesetz!“
160 Millionen Kinder weltweit von Kinderarbeit betroffen
Der Geschäftsführer von Jugend Eine Welt verweist im Zuge dessen auf die Tatsache, dass laut Schätzungen der ILO weltweit rund 160 Millionen Kinder, also fast jedes Zehnte, von Kinderarbeit betroffen sind. Rund die Hälfte dieser Kinder muss die gefährlichsten Formen der Kinderarbeit ausüben, d.h. Arbeiten, die eine echte Gefahr für ihre körperliche und geistige Gesundheit darstellen. „Diese Menschenrechtsverletzungen passieren oft am Beginn von Lieferketten. Die im Dezember erfolgte Einigung garantiert ein EU-Lieferkettengesetz, welches mehr Transparenz und Sorgfaltspflichten für Unternehmen beinhaltet. Es kann doch nicht in Ihrem Sinne sein, dass in Österreich Waren und Produkte in den Geschäften – und damit in den Haushalten der Österreicherinnen und Österreicher, also bei Ihnen und mir – landen, in denen verdeckte, missbräuchliche Kinderarbeit steckt“, appelliert Heiserer an Minister Kocher.
26 Jahre im Einsatz für Kinder
Die österreichische Entwicklungsorganisation Jugend Eine Welt setzt sich seit 26 Jahren für die Rechte von Kindern und Jugendlichen im Globalen Süden ein. Kinderarbeit, gravierende Kinderrechtsverletzungen sowie die Arbeit mit, aufgrund von Ausbeutung und Armut, auf die Straße getriebenen Straßenkindern bilden wesentliche Eckpunkte bei den zahlreichen Projekten. „Erst vor wenigen Tagen hatten wir im Zuge unseres alljährlichen „Tag der Straßenkinder“ am 31. Jänner mit Linus Valentine Onyenagubor einen Streetworker aus Nigeria zu Gast. In seinen Vorträgen und Erzählungen machte er erneut deutlich, wie schnell Kinder in rechtswidrigen und ausbeuterischen Abhängigkeitsverhältnissen landen können. Allein in Nigeria gibt es sieben Millionen Straßenkinder. Diese sind besonders für Kinderarbeit gefährdet, um ihr eigenes Überleben zu sichern“, so Heiserer.
Kinder haben ein Recht auf ein „Leben in Würde“
Der Jugend Eine Welt-Geschäftsführer regt an, Aktionstage, wie den von Jugend Eine Welt initiierten „Tag der Straßenkinder“ oder den am 12. April zu begehenden „International Day for Street Children“, zum Anlass zu nehmen, um wichtige, aber oft vergessene Themen wie Straßenkinder oder Kinderarbeit noch mehr ins Bewusstsein zu rücken. Heiserer gibt aber auch zu bedenken: „Aufklärung und Bewusstseinsbildung ist wichtig. Aber wirkungsvoller ist ein starkes EU-Lieferkettengesetz, das konkrete Schritte zur Zurückdrängung von Kinderarbeit bietet und KonsumentInnen wissen lässt, dass die von uns gekauften Produkte und Stoffe ohne Kinderhände hergestellt wurden. Es muss uns ein starkes Anliegen sein, dass unser Wohlstand nicht auf Ausbeutung von Kindern und schlecht behandelten ArbeiterInnen im globalen Süden fußt. Wird der bereits ausgehandelte Vorschlag nun gekippt, dann ist das ein Schlag ins Gesicht von 160 Millionen Kindern, die aufgrund von Kinderarbeit und der damit verbundenen fehlenden Schulbildung jeder Chance beraubt werden“, so der Jugend Eine Welt-Geschäftsführer abschließend.
Jugend Eine Welt setzt sich gemeinsam mit Partnerorganisationen aus der Initiative Kinderarbeit stoppen, der Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar, Kindernothilfe Österreich, Solidar Austria (ÖGB), FAIRTRADE Österreich und Butterfly Rebels, seit Jahren für ein strenges europäisches Lieferkettengesetz ein, das dazu beiträgt, Kinderarbeit und andere Menschenrechtsverletzungen wirksam zu stoppen. Siehe: www.kinderarbeitstoppen.at
Weiterführende Informationen zum Thema Kinderarbeit finden Sie hier.
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