Hunger, Armut, Gewalt, Menschenhandel, Drogen und Prostitution. Das sind die Gegner, mit denen sich Schätzungen zur Folge weltweit 150 Millionen Straßenkinder tagtäglich auseinandersetzen müssen. Meist schlagen sie sich in den großen Millionen-Metropolen bevölkerungsreicher Länder wie Indien oder Nigeria durch. Ihre Hoffnung auf ein besseres Leben ist gering, ihre Chance auf eine bessere Zukunft geht praktisch gegen null. „Straßenkinder sind auf sich allein gestellt. Der Kampf ums Überleben und um einen Schlafplatz ist hart. Ohne Hilfe kommen sie aus dem Teufelskreis nicht raus“, erinnert Reinhard Heiserer, Geschäftsführer von Jugend Eine Welt, anlässlich des „Internationalen Tag der Straßenkinder“ am 12. April.
Arbeitenden Kindern – also jene Kinder, die zumindest einen sicheren Platz zum Schlafen und Anbindung an eine Großfamilie haben, geht es kaum besser. Auch sie kämpfen in den Straßen, Märkten, Busstationen, Einkaufszentren, Straßenkreuzungen oder auf den Müllhalden der Großstadtmetropolen mit Gelegenheitsjobs sowie Kleinkriminalität, um ein tägliches Auslangen zu finden. Wie jene Kinder, die auch auf der Straße schlafen und leben, sind sie bei ihrer Arbeit tagtäglich unzähligen Gefahren ausgesetzt und werden bereits in ihrem jungen Leben ihrer Zukunftschancen beraubt. Die österreichische Entwicklungsorganisation Jugend Eine Welt unterstützt seit der Gründung vor 26 Jahren Straßenkinder-Projekte in verschiedenen Ländern im Globalen Süden. Ziel der Förderprogramme vor Ort ist die Reintegration der Straßenkinder und arbeitenden Kinder in die Gesellschaft, eine qualitativ hochwertige Schulausbildung sowie ein späteres Leben in Würde – ganz nach dem Leitgedanken von Jugend Eine Welt: „Bildung überwindet Armut“.
Missbrauch und Gewalt
Freetown in Sierra Leone. Die Hauptstadt des westafrikanischen Staates ist mit über einer Million Einwohnerinnern und Einwohner die bevölkerungsreichste Stadt des Landes. Die Armut ist groß, in den Elendsvierteln tummeln sich unübersehbar hunderte Straßenkinder. Viele haben durch die Ebola-Epidemie vor 10 Jahren ihre Eltern verloren. Andere sind vor Missbrauch und Gewalt in ihren Familien geflohen. Nicht wenige wurden schon in jungen Jahren als Arbeitssklaven verkauft und sind ihren „Besitzern“ entkommen. „Die Lebenssituation ist verheerend. Die Dächer der Hütten aus rostigem Wellblech werden oft mit Plastikplanen abgedeckt und durch alte Autoreifen beschwert. Es gibt kaum befestigte Straßen, dafür unzählige lehmige Trampelpfade zwischen den Hütten hindurch und hunderte streunende Hunde. Überall auf den Wegen liegt Müll. Auch das Ufer des angrenzenden Atlantiks ist stellenweise völlig verdreckt. Keine der Hütten hat fließendes Wasser, Strom oder sanitäre Anlagen. Wer sich hier als Kind allein durchschlagen muss, der kämpft täglich ums Überleben“, schildert Reinhard Heiserer. Der Jugend Eine Welt-Geschäftsführer machte sich erst kürzlich im Zuge eines Besuchs von „Don Bosco Fambul“ – einem von Jugend Eine Welt unterstützten Straßenkinderzentrum in Freetown – ein aktuelles Bild von der Lage im Projektgebiet. Aber es gibt auch Hoffnungsorte.
Kinderschutzzentrum als Ort der Hoffnung
„Fambul“, das ist Kreol und heißt „Familie“. „Don Bosco Fambul“ bietet den auf sich allein gestellten Kindern genau diese nötige Geborgenheit in familiärer Atmosphäre. „Die Kinder bekommen im Kinderschutzzentrum eine tägliche Mahlzeit sowie eine Schul- und Berufsausbildung und eben die Chance auf eine bessere Zukunft“, erzählt Heiserer. 1998 gegründet, zählt „Don Bosco Fambul“ heute zu den wichtigsten Ausbildungsstätten für ausgegrenzte Kinder und Jugendliche in Sierra Leone. Über 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kümmern sich unter anderem um die Bildung von rund 2.000 Kindern und Jugendlichen. Neben Lehrberufen gibt es auch Grundschulklassen. Oft betreut das Team die Kinder durch die gesamte Schullaufbahn hindurch und unterstützt sie auch danach noch bei der Jobsuche. Darüber hinaus wurde mit „Hope Plus“ ein eigenes Ausbildungsprogramm für ehemalige Kinderprostituierte geschaffen. „Die Rückkehr in ein geregeltes Leben gepaart mit einer qualitativ hochwertigen Schul- bzw. Berufsausbildung ist der einzige Weg, der Armut – und oft auch brutalter Ausbeutung - zu entkommen“, so Heiserer, den das große Engagement der StreetworkerInnen, Projektpartner und SozialarbeiterInnen bei seinem Besuch besonders begeisterte. Die finanzielle Hilfe aus Österreich durch Jugend Eine Welt erhält durch Sie ein menschliches Antlitz und eine fürsorgende, helfende und fördernde Hand.
Medizinische Versorgung
Die Arbeit der Jugend Eine Welt-Projektpartner beschränkt sich aber nicht nur auf das Kinderschutzzentrum. Abends durchstreift ein Team von geschulten Street-Workern ebenfalls die Straßen der Armenviertel und spricht mit obdachlosen Kindern, bietet ihnen Hilfe an und lädt sie ein, die Nacht im Don Bosco-Zentrum zu verbringen. Manchmal fährt das Team auch mit dem eigenen „Don Bosco Mobil“, einem umgebauten Linienbus, durch die Stadt, bietet beratende Gespräche und falls nötig medizinische Hilfe, verteilt Medikamente an kranke Kinder und Jugendliche und nimmt jene temporär auf, die nirgendwo hinkönnen.
Tag der Straßenkinder
Jugend Eine Welt ist Mitglied des „Consortium for Street Children“, das als weltweit größte Plattform zum Schutz von Straßenkindern anlässlich des „Internationalen Tag der Straßenkinder“ am 12. April alle betroffenen Regierungen dazu aufruft, die von den Vereinten Nationen im Jahr 2017 beschlossenen Richtlinien zum Schutz von Straßenkindern umzusetzen. In Österreich veranstaltet Jugend Eine Welt jährlich rund um den Don Bosco-Gedenktag am 31. Jänner einen „Tag der Straßenkinder“. „Dank der Unterstützung unserer Spenderinnen und Spender konnte Jugend Eine Welt in den vergangenen 26 Jahren zahlreiche Straßenkinderprojekte im Globalen Süden erfolgreich unterstützen und umsetzen. Bitte helfen Sie weiterhin mit Ihrer Spende. Denn jedes Kind hat ein Leben in Würde verdient“, so Heiserer abschließend.
Jugend Eine Welt-Spendenkonto: AT66 3600 0000 0002 4000 | Onlinespenden unter www.jugendeinewelt.at/spenden | Spenden sind steuerlich absetzbar!
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