Der Else Kröner Fresenius Preis für Medizinische Entwicklungszusammenarbeit geht in diesem Jahr an die Gynäkologin Sr. Rita Schiffer, Missionsärztliche Schwestern, Ärztliche Leiterin des Attat Hospitals in Äthiopien für das Projekt „Nachhaltige chirurgische Versorgung in Attat“. Mit 100.000 Euro ist er einer der wichtigsten und höchstdotierten Preise im Bereich der medizinischen Entwicklungszusammenarbeit. Die Preisverleihung der deutschen Else Kröner-Fresenius-Stiftung (EKFS) findet am 14. Oktober in Zusammenarbeit mit dem deutschen Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und in Verbindung mit der 1. Internationalen Konferenz der Klinikpartnerschaften in Berlin statt. Nominiert wurde das Projekt von der österreichischen Entwicklungsorganisation Jugend Eine Welt.
Jugend Eine Welt und „Verein Freunde Anna Dengel“ langjährige Unterstützer
Weltweit müssen ca. 30 Prozent aller Erkrankungen operativ behandelt werden. Etwa fünf Milliarden Menschen, vor allem in ressourcenarmen Ländern, haben keinen Zugang zu chirurgischer Basisversorgung. Dr. Jochen Bitzer, zuständig für die humanitäre Förderung der EKFS, begründet die Wahl: „Mit der Vergabe unseres humanitären Preises würdigen wir in diesem Jahr ein Projekt, das langfristig ausgelegt ist. In einer ländlichen Region wird eine dauerhafte chirurgische Basisversorgung für Notfälle im geburtshilflichen und gynäkologischen Bereich bereitgestellt.“
Die österreichische Hilfsorganisation Jugend Eine Welt unterstützt gemeinsam mit dem „Verein Freunde Anna Dengel“ seit Jahren das Krankenhaus und die Missionsärztlichen Schwestern, deren Orden Sr. Rita Schiffer angehört. „Neben vielfältiger Vernetzungsarbeiten und kleineren Hilfen standen in den letzten Jahren strategische Förderfragen im Mittelpunkt. Analysen von auf Krankenhausmodernisierung spezialisiertem Fachpersonal sowie Fördergeberrecherche hielten uns auf Trab. Der größte Erfolg ist wohl die Auswahl dieses Projektes und der Leiterin Dr. Rita Schiffer als Preisträgerin 2022“, so Reinhard Heiserer, Geschäftsführer von Jugend Eine Welt.
Wichtige Anlaufstelle für die Menschen im ländlichen Äthiopien
Das Attat Hospital wurde 1969 von den Missionsärztlichen Schwestern gegründet. Das Krankenhaus befindet sich 200 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Addis Abeba, im Gurageland, eine der ärmsten Regionen Äthiopiens. Die Einrichtung ist eine wichtige Anlaufstelle für die Menschen im ländlichen Äthiopien. Durchschnittlich finden 370 Personen am Tag ihren Weg in die Krankenhaus Ambulanz. Der Hauptgrund sind Probleme bei Schwangerschaften und Geburten, Infektionserkrankungen, Malaria sowie akute Erkrankungen, die operativer Eingriffe benötigen.
Aus- und Weiterbildung von medizinischem Personal
„Im Rahmen einer nachhaltigen chirurgischen Versorgung legen wir einen besonderen Fokus auf die Aus- und Weiterbildung von medizinischem Personal“, erläutert EKFS-Preisträgerin Sr. Rita Schiffer. Studierende von Krankenpflege- und Hebammenschulen und angehende Ärztinnen und Ärzte absolvieren in Attat ihre praktische Ausbildung, um notfallchirurgische und gynäkologische Eingriffe, inklusive Kaiserschnitte, durchführen zu können. „Dieses Ausbildungsprogramm ist für die Erstversorgungskrankenhäuser in den ländlichen Regionen von enormer Bedeutung. Nur so kann Patientinnen und Patienten in entlegenen Gegenden eine langfristige notfallchirurgische Versorgung garantiert werden“, betont Sr. Rita Schiffer.
„Mein größter Wunsch wäre, dass Sr. Rita und das Krankenhaus Attat einen Zugang zu gesicherter Versorgung mit Medizinprodukten und medizinischem Verbrauchsmaterial in Äthiopien selbst bekommen würden. Leider ist für manche Produkte die lokale Versorgungslage sehr schlecht und oft muss improvisiert werden. Es ist schade, dass das staatliche Gesundheitswesen in Äthiopien nur bedingt die gesetzten Erwartungen erfüllt. Und insgesamt wünsche ich mir, dass Sr. Rita und ihr tolles Team auch weiterhin auf die internationale Unterstützung und Aufmerksamkeit bauen kann, um lokal Menschen in medizinischer Not helfen zu können. Ihre Unterstützung ist Not lindernd, Unfall heilend und Gesundheit fördernd“, schließt Heiserer.
Film des "Else Kröner Fresenius Preises für Entwicklungszusammenarbeit in der Medizin 2022" (10:04 Minuten)
Else Kröner Fresenius Preis für Medizinische Entwicklungszusammenarbeit
Der humanitäre Preis wird für besondere Leistungen im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit einmal jährlich verliehen. Gewürdigt werden Projekte weltweit, die auf herausragende Art und Weise der Verbesserung der Gesundheitsversorgung dienen. Das Preisträgergeld wird unmittelbar für die Projekte verwendet. Der humanitäre Preis wird jedes Jahr zu einem anderen Themenschwerpunkt ausgeschrieben.
Verein Freunde Anna Dengel
Der „Verein Freunde Anna Dengel” hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Andenken an die große Sozialpionierin Anna Dengel aufrecht zu halten und dazu die Projekte der Missionsärztlichen Schwestern (MMS) weltweit zu unterstützen. Eine vielfältige Öffentlichkeitsarbeit sowie Vorträge und Veranstaltungen informieren Interessierte. Der Verein initiierte eine Biographie über Anna Dengel, veranlasste die Anfertigung einer Anna-Dengel-Holzstatue und eines Theaterstücks über Anna Dengel. Immer wieder gibt es auch Einladungen an MMS-Schwestern zu einem Besuch nach Österreich, in die Heimat Anna Dengels nach Tirol. In der Projektumsetzung kooperiert der „Verein Freunde Anna Dengel“ mit der österreichischen Entwicklungsorganisation Jugend Eine Welt, die mit ihren Partnern vor Ort langjährige Erfahrung einbringt.
Spendenkonto
Freunde Anna Dengel - Jugend Eine Welt
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