Millionen Menschen werden weltweit jedes Jahr Opfer von Menschenhändlern. Etwa ein Drittel, mehr 1,2 Millionen, sind Kinder, die häufig aus besonders armen Familien stammen. Davon gehen Schätzungen der International Labour Organisation (ILO) und der UNICEF aus. Es ist zu befürchten, dass die COVID-19-Krise die Situation noch verschärft.
„Corona brachte einen Rückschlag bei der Bekämpfung von Armut“, erklärt Reinhard Heiserer, der Geschäftsführer der österreichischen Hilfsorganisation Jugend Eine Welt. „Menschen, die vor dem Nichts stehen, werden leicht zu Opfern von skrupellosen Menschenhändler.“ Kinder landen dann als Zwangsarbeiter und -arbeiterinnen auf Plantagen, in Minen oder in Haushalten, werden sexuell ausgebeutet und im Drogenhandel missbraucht.
Gerade auch junge Menschen auf der Flucht werden zu leichten Opfern für Menschenhändler. Das weiß auch die Don Bosco Schwester Maria Rohrer FMA, die seit elf Jahren in Tunesien als Partnerin von Jugend Eine Welt tätig ist. Sie betreut Mädchen und Frauen, die dort gestrandet sind. „Viele, etwa aus der Elfenbeinküste, die hoffen, in Europa der Armut zu entkommen, werden von Menschenhändlern mit Arbeitsangeboten gelockt“, so Rohrer. „Sie landen dann in Tunesien und werden hier zu Zwangsarbeitern und –Arbeiterinnen in Haushalten oder landen in der Prostitution.“ Die Menschenhändler fordern von ihnen ihre „Kosten“ für die Reise zurück. Sie werden gezwungen, ihre vermeintlichen „Schulden“ abzuarbeiten.

Immer öfter würden auch Kinder zu Opfern, stellt Sr. Rohrer fest. Die Menschenhändler würden den Flüchtlingen vormachen, dass sie mit Kindern eher nach Europa kommen würden. „Kleine Kinder und sogar Babys werden daher Opfer von Menschenhandel. Wer besonders arm ist, glaubt den falschen Versprechen und hofft, dass es die Kinder weg von daheim besser haben werden.“ Am Ende landen aber auch diese jungen Menschen in der Zwangsarbeit.
„Diese menschenverachtende Form der Kriminalität muss rigoros und auf internationaler Ebene bekämpft werden“, betont Heiserer. „Neben der akuten Corona-Nothilfe dürfen wir die langfristige Armutsbekämpfung nicht aus den Augen verlieren. Wenn man in bitterer Armut jede Perspektive verloren hat, greift man nach jedem Strohhalm. Kinder sind dann besonders gefährdet, Opfer von Menschenhandel zu werden.“