In Österreich beginnt die Schule in den nächsten Tagen nach coronabedingten Schließungen und „Distance Learning“ nun wieder im „Normalbetrieb“. Für viele Kinder weltweit, vor allem in den ärmsten Ländern in Afrika, Asien und Lateinamerika, ist der Schulbesuch aufgrund der Pandemie aber weiter ungewiss. „Millionen von Schülerinnen und Schülern mussten im vergangenen Jahr auf einen geregelten Unterricht verzichten. Homeschooling ist in vielen Ländern für die ärmere Bevölkerung auf Grund fehlender Computer oder Internetverbindung gar nicht möglich. Gerade für jene junge Menschen, die schon vor Corona ausgegrenzt und arm waren, ist das verlorene Schuljahr ein weiterer Baustein in einer bedrohlichen Entwicklung“, erklärt der Mitgründer und Geschäftsführer von Jugend Eine Welt, Reinhard Heiserer. Denn ohne Ausbildung bleiben diese Kinder und Jugendlichen in Risikosituationen im Kreislauf der Armut gefangen.
Während der ersten Lockdowns im April 2020 waren nach Angaben von UNICEF fast 90 Prozent der Kinder von Schulschließungen betroffen. Ein Jahr später machte das UN-Kinderhilfswerk darauf aufmerksam, dass 168 Millionen Schülerinnen und Schüler vom Unterreicht ausgeschlossen waren. Viele gingen mehr als ein Jahr lang nicht mehr zur Schule.
Das weiß auch Pater Rubin Mathew SDB von BREADS Bangalore, einem Don Bosco-Partner von Jugend Eine Welt in Indien: „Viele Kinder besuchten hier seit April 2020 die Schule nicht mehr. Erst langsam öffnen manche Bundesstaaten wieder ihre Bildungseinrichtungen“, schildert er die Situation. Zwar gab es in Indien, wie in vielen anderen Ländern auch, die Möglichkeit an einem Fernunterricht teilzunehmen. Doch wer aus ärmeren Verhältnissen stammt, hat meist weder die technischen Geräte und noch nicht einmal den nötigen Strom. „In Indien haben nur 15 Prozent aller am Land lebenden Menschen Zugang zum Internet, in der Stadt sind es 42 Prozent. Am Land fällt der Strom häufig aus, viele haben oft nur wenige Stunden am Tag Elektrizität“, erklärt Pater Rubin Mathew. „Vielen Kindern wird so ihr Recht auf Bildung vorenthalten“, betont er.

Zusätzlich zu Corona haben viele Länder mit einem Aufeinandertreffen verschiedener Bedrohungen und Katastrophen zu kämpfen. So kommt zum Beispiel in Madagaskar zu Corona noch eine Hungerkrise hinzu. Hier sorgt eine große Dürre für Versorgungsengpässe. „Die Kinder in Madagaskar wollen lernen“, weiß Heiserer, „aber wer Hunger hat, der hat nicht die Kraft dazu.“ Über die Don Bosco-Partner fördert Jugend Eine Welt hier nicht nur Schul- und Berufsausbildungen, sondern sorgt in den Schulen auch für die Verpflegung der Kinder und Jugendlichen, damit Lernen wieder möglich ist.
Neben der fehlenden Schul- bzw. Ausbildungsmöglichkeit für Schüler und Schülerinnen aufgrund der Corona-Einschränkungen weist Heiserer auch auf die Probleme zahlreicher von Orden und Vereinen geführten Schulen hin. Jene Schulen und Ausbildungszentren, die sich der Bildung ärmerer Schüler verschrieben hätten, kämpfen mit sinkenden Schülerzahlen. Selbst geringe Kosten sind für viele Eltern, die durch Corona ihre Arbeit und damit ihr Einkommen verloren haben, zu hoch und sie melden daher ihre Kinder vom Schulbesuch ab. Ein Teufelskreis – da damit den Schulen auch wichtige Einnahmen fehlen, um pädagogische Basisangebote überhaupt finanzieren zu können. Heiserer abschließend: „Dem Slogan von Jugend Eine Welt `Bildung überwindet Armut‘ entsprechend, versuchen wir im Zuge unserer Projektförderungen immer wieder einen speziellen Fokus auf Bildungs- und Ausbildungsmaßnahmen zu legen.“