15. Juli 2019 | Beim „Hochrangigen Politischen Forum für Nachhaltige Entwicklung“ in New York fordern junge VertreterInnen der „Don Bosco Green Alliance“ mehr Tempo bei der Bekämpfung des Klimawandels / Neue UN-Berichte rufen Staatengemeinschaft zu dringendem Handeln auf.
„Junge Menschen überall auf der Welt sind enttäuscht und wütend darüber, dass unsere politischen Verantwortlichen viel zu wenig gegen den Klimawandel tun. Wir müssen jetzt handeln, weil morgen wird es zu spät sein!“, forderten am 11. Juli fünf junge VertreterInnen der „Don Bosco Green Alliance“ im Rahmen des „Hochrangigen Politischen Forums für Nachhaltige Entwicklung“ (HLPF), das von 9. – 18. Juli in New York stattfindet. Beim diesjährigen HLPF-Treffen erstatten 47 UN-Mitgliedstaaten Bericht über ihre Umsetzung der 2015 beschlossenen „Nachhaltigen Entwicklungsziele“ (Sustainable Development Goals/SDGs). 111 freiwillige Länderberichte liegen bereits vor. Österreich ist nicht darunter – unser Land wird erst 2020 seinen ersten Bericht legen und ist dringend gefordert, in punkto SDGs mehr Engagement zu zeigen.
Die österreichische Hilfsorganisation Jugend Eine Welt, selbst Mitglied der „Don Bosco Green Alliance“ sowie Gründungsmitglied der zivilgesellschaftlichen Plattform „SDG Watch Austria“ weist in diesem Zusammenhang auf besorgniserregende neue UN-Zahlen hin und appelliert an die österreichische Politik, die ehrgeizige Umsetzung der Nachhaltigen Entwicklungsziele – über alle Parteigrenzen hinweg - zu einer Priorität im nächsten Regierungsprogramm zu machen.
Klimawandel größte Bedrohung
Seit dem Beschluss der 17 SDGs im Jahr 2015 wurden in vielen Bereichen Erfolge erzielt, wie der am 9. Juli veröffentlichte SDG-Fortschrittsbericht aufzeigt. Beispielsweise konnte der Anteil der in extremer Armut, d.h. von weniger als 1,90 Dollar am Tag lebenden Menschen stark gesenkt werden: 2010 lag er bei 16 Prozent der Weltbevölkerung, 2018 nur mehr bei geschätzten 8,6 Prozent. Die Sterblichkeitsrate bei unter 5-jährigen Kindern sank zwischen 2000 und 2017 um 49 Prozent. Immer mehr Menschen haben Zugang zu Elektrizität und Anstrengungen, die Meere zu schützen und illegale Fischerei zu bekämpfen, haben sich vervielfacht. Doch der Klimawandel bzw. die alarmierend fortschreitende Umweltzerstörung machen zahlreiche Erfolge wieder zunichte. Leidtragende sind vor allem die Ärmsten der Armen in den „Entwicklungsländern“, insbesondere im Afrika südlich der Sahara sowie im südlichen Asien, wo jetzt schon drei Viertel aller Kinder leben, die von Wachstumsverzögerungen aufgrund von Unterernährung betroffen sind. Wenn der Klimawandel ungehindert fortschreitet, ist die Gefahr groß, dass es zu weitverbreiteten Hungerkrisen kommt und spätestens rund um die Jahrhundertwende bis zu 140 Millionen Menschen ihre Heimat verlassen müssen, weil sie dort keine Existenzgrundlage mehr vorfinden.
Krise des Lernens
Besorgt ist Jugend Eine Welt auch in Hinblick auf das Bildungsziel 4 der SDGs, dessen Erreichung in weiter Ferne scheint, wie zwei weitere im Rahmen des HLPF veröffentlichte neue UNESCO-Berichte attestieren. Immer noch geht weltweit jedes 5. Kind im Alter von 6 bis 17 Jahren nicht zur Schule, d.h. 262 Millionen Kinder haben keinen Zugang zu Bildung. Wenn gegenwärtige Trends anhalten, wird sich daran bis zum Jahr 2030, in dem eigentlich alle Kinder Schulzugang haben sollten, nur wenig ändern – dann wird immer noch jedes 6. Kind vom Schulbesuch ausgeschlossen sein.
Der SDG-Fortschrittsbericht spricht zudem von einer „Krise des Lernens“ – rund 400 Millionen Kinder würden zwar zur Schule gehen, aber dort wenig bis gar nichts lernen. Besonders schlimm ist die Situation auch hier wieder in Subsahara-Afrika, wo 88 Prozent der SchülerInnen, die die Volksschule bzw. die Unterstufe einer Sekundärschule besuchen (202 Millionen), nicht sinnerfassend lesen und 84 Prozent (193 Millionen) nicht ordentlich rechnen lernen. Die Voraussetzungen an den Schulen dieser Kinder sind denkbar schlecht: In weniger als der Hälfte gibt es Trinkwasser, Elektrizität, Computer oder gar Internet, nur 64 Prozent der VolksschullehrerInnen bzw. 50 Prozent der Unterstufen-LehrerInnen verfügen über eine pädagogische Ausbildung.
„Das hat nicht nur äußerst negative Auswirkungen auf die Zukunft der betroffenen Kinder, sondern ist auch eine Katastrophe für die betreffenden Volkswirtschaften“, gibt Jugend Eine Welt-Geschäftsführer Reinhard Heiserer zu bedenken. „Gerade arme Länder brauchen gut ausgebildete Arbeitskräfte, um wirtschaftlich aufzuholen und auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig zu sein.“ Positiv sieht er, dass die Strategien der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit den Nachhaltigen Entwicklungszielen hohen Stellenwert einräumen – gerade auch in Zukunftsbereichen wie alternativer Energie oder nachhaltiger Landwirtschaft. Nun müsse nur noch das seit Jahren unterdotierte OEZA-Budget nachziehen, um endlich das versprochene UNO-Ziel von 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens zu erreichen. Derzeit liegt es bei beschämenden 0,26 Prozent.
Jugend eine Welt vernetzt für Umweltschutz
Wem Kinderschutz wichtig ist, der hinterlässt kommenden Generationen eine saubere Welt. Deshalb engagiert sich Jugend Eine Welt vermehrt für den Erhalt unserer Erde. Seit 2018 sind wir Mitglied der Don Bosco Green Alliance. Mehr zur Alliance lesen Sie unter www.donboscogreen.org. Als Gründungsmitglied von SDG Watch Austria unterstützt Jugend Eine Welt zivilgesellschaftliches Engagement zur Verwirklichung der UN-Ziele für Nachhaltige Entwicklung in Österreich. Mehr zu SDG Watch lesen Sie hier: www.sdgwatch.at.