Wieder einmal klingelt die Polizei von Sierra Leone bei Pater Piotr Wojnarowski SDB. Die Beamten bringen ihm sieben Mädchen, die sie aus den Fängen von Menschenhändlern befreit haben. Wojnarowski leitet das Kinder- und Jugendschutzzentrum „Fambul“ und ist deshalb Anlaufstelle für die Polizei, die nun einen sicheren Ort für die Mädchen sucht.
Wären die Mädchen nicht entdeckt worden, dann hätte sie ein fürchterliches Schicksal erwartet. „Sie wären wohl als Haussklavinnen verkauft oder zur Prostitution gezwungen worden. Die Mädchen hätten aber auch Opfer von illegalem Organhandel werden können“, berichtet Wojnarowski.
Der Pater war nun in Wien bei einem Austauschtreffen mit der österreichischen Hilfsorganisation „Jugend Eine Welt“ und berichtete von derartigen Schicksalen. „Die Menschenhändler locken die Kinder oft von den ärmsten Familien weg, indem sie ihnen Ausbildung und eine bessere Zukunft versprechen“, erzählt der aus Polen stammende Ordensmann, der schon seit 20 Jahren für die Salesianer Don Boscos in Westafrika im Einsatz ist. Bis die Familien wiedergefunden sind, erhalten die Mädchen, die nun die Polizei gebracht hat, Aufnahme im Kinder- und Jugendschutzzentrum „Fambul“ in Sierra Leones Hauptstadt Freetown.
Fambul heißt auf Kreolisch „Familie“. Das von Jugend Eine Welt unterstützte Kinder- und Jugendschutzzentrum leistet einzigartige Arbeit im westafrikanischen Sierra Leone, einem der ärmsten Länder der Welt: Fambul nimmt misshandelte Kinder und Jugendliche bei sich auf, ermöglicht ihnen eine psychologische Therapie und eine Schul- und Berufsausbildung.
Viele Burschen und Mädchen, die bei Fambul Zuflucht finden, haben früher auf der Straße in der Hauptstadt Freetown gelebt. Ein spezielles Schutzprogramm gibt es dabei für ehemalige Prostituierte. Die Sozialarbeiter von Fambul sind regelmäßig in den Straßen von Freetown unterwegs, sprechen mit den Kindern und Jugendlichen, zeigen ihnen auf, dass eine andere Zukunft für sie möglich ist.
Kommen die Burschen und Mädchen dann in das Schutzzentrum, erhalten sie ein Dach über den Kopf und können medizinisch und psychologisch betreut werden. „Es braucht Zeit, ihr Vertrauen zu gewinnen. Sie sind traumatisiert und haben Angst“, erzählt Wojnarowski. „Doch sie merken bald: Hier werde ich gut behandelt. Und so gewinnen sie Vertrauen.“
Bei Fambul können die Kinder in die Schule gehen, Jugendliche erhalten eine Berufsausbildung. Besonders interessiert sind sie an Schneiderei, Kosmetik, Frisör, viele Burschen wollen Mechaniker werden. Wojnarowski erzählt von einem Mädchen, das einst Prostituierte war. „Sie war stark traumatisiert und am Anfang sehr aggressiv und abweisend“, erzählt der Pater. „Doch mit der Zeit fasste sie Vertrauen. Es war ein weiter Weg, aber schließlich konnte sie eine Ausbildung zur Kosmetikerin machen. Danach halfen wir ihr, ein eigenes Geschäft zu eröffnen. Sie ist nun sehr erfolgreich, nimmt andere Mädchen aus dem Zentrum als Lehrlinge auf und ist für sie ein Vorbild.“
Solche Geschichten geben Wojnarowski Motivation für seine Arbeit. „Ich bin in meinem Leben zu der Erkenntnis gelangt, dass jemand für missbrauchte Kinder eintreten muss. Denn es gibt so viel Ungerechtigkeit“, sagt er. Die Kraft für seine Mission findet der Pater, der seinen Glauben gerne mit anderen teilt, im Gespräch mit anderen Geistlichen und im gemeinsamen Gebet.
Der Ordenspriester kämpft unermüdlich für seine Schützlinge, und dazu gehört auch, dass er sich um Spendengelder bemüht. Rund 150 Kinder und Jugendliche beherbergt das Zentrum, für die Essen und Betreuung bezahlt werden muss. Das Budget ist knapp und reicht nicht, wenn etwas Unvorhergesehenes passiert. Wojnarowski erzählt von einem Buben, der in das Zentrum kam, weil er in seiner Familie misshandelt worden war. „Der Vater bestrafe den Buben, indem er ihn zwang, einen heißen Kochtopf mit beiden Händen anzufassen.“ Die Finger des Buben waren komplett verbrannt, sie sind noch immer verformt, und er kaum sie kaum bewegen. Der Bub im Volksschulalter bräuchte spezielle Operationen. Doch dafür fehlt derzeit das Geld.
Jugend Eine Welt kann mit Spenden die Kinder in Sierra Leone weiter unterstützen. „Die Kinder haben fürchterliche Misshandlungen durchlitten“, betont der Geschäftsführer von Jugend Eine Welt, Reinhard Heiserer. „Bei Fambul erhalten sie Unterstützung und eine bessere Zukunft. Helfen Sie diesen Kindern mit Ihrer Spende.“
Jugend Eine Welt-Spendenkonto: AT66 3600 0000 0002 4000
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