Um faire Arbeitsbedingungen, gerechte Löhne, biologische Herkunft und viele weitere wichtige Standards bei Produkten garantieren zu können, gibt es bereits einige Siegel und Zertifikate wie das FAIRTRADE-Siegel, GOTS- zertifizierte Textilien oder das OCS 100-Siegel. Doch beim Großteil der im Handel erhältlichen Produkte, wissen KonsumentInnen nach wie vor nicht, unter welchen Umständen diese in ihrem jeweiligen Herkunftsland produziert, oder unter welchen Arbeitsbedingungen die Rohstoffe hierfür geerntet bzw. abgebaut wurden. Auch unsere heimischen Unternehmen kaufen Produkte häufig von Betrieben, die ihrerseits als Einkäufer und Importeure fungieren. Rechtlich gesehen sind hiesige Supermärkte, Produzenten oder sonstige Unternehmen nicht verantwortlich, falls unmenschliche Arbeitsbedingungen in anderen Ländern Leid und Elend für Kinder wie Erwachsene bedeuten.
Das soll sich jetzt ändern. In mehreren Staaten Europas ist eine Debatte rund um ein sogenanntes Lieferkettengesetz losgebrochen. Es geht darum, Händler und Verkäufer endlich dafür haftbar zu machen, wenn in ihren Lieferketten etwa Menschenrechte oder Umweltstandards missachtete wurden. Dies betrifft hauptsächlich Lieferanten und Produzenten im Ausland. Auf EU-Ebene wird derzeit an einem Vorschlag für einen Rechtsakt zu nachhaltiger Unternehmensführung gearbeitet, der Regelungen zur Sorgfaltsprüfung in Lieferketten enthalten wird. Ein endgültiges europäisches Lieferkettengesetz könnte es mit viel Glück im Jahr 2022 geben. Länder wie Deutschland einigten sich bereits hinsichtlich eines Lieferkettengesetzes auf nationaler Ebene, die österreichische Regierung möchte – der aktuellen Recherche folgend (März 2021) – erst den Vorschlag aus Brüssel abwarten, um auch für Österreich ein rechtlich bindendes Lieferkettengesetz in die Wege zu leiten.
Ein schleppender Prozess. So gibt es in Österreich gleich mehrere zivilgesellschaftliche Initiativen, die mithilfe demokratischer Mittel ein schnelleres Ende menschenverachtender Arbeitsbedingungen bewirken möchten. In diesem Kontext unterstützt Jugend Eine Welt als Mitgliedsorganisation des Dachverbands „AG Globale Verantwortung“ die Kampagne "Menschenrechte brauchen Gesetze!". Das Netzwerk Soziale Verantwortung, das die Kampagne leitet, hat pünktlich zum „Welttag der Sozialen Gerechtigkeit“ (20.02.2021) die Petition an die österreichische Bundesregierung gestartet. Ziel der Petition sind die Unterstützung der Bundesregierung hinsichtlich eines rechtlich bindenden EU-Gesetzes zur Unternehmensverantwortung, der aktive Einsatz für das verbindliche UN-Abkommen zu Wirtschaft und Menschenrechten sowie die Vorlage eines Entwurfs für ein rechtlich bindendes Lieferkettengesetz in Österreich. Die Petition „Menschenrechte brauchen Gesetze“ kann bis zum 12.06.2021, dem „Welttag gegen Kinderarbeit“, unterzeichnet werden.
Bitte klicken Sie hier, um zur Petition zu gelangen! Jede Stimme zählt!
Im heurigen Jahr gegen Kinderarbeit gibt es wichtige Initiativen, die Unternehmen zur Verantwortung ziehen möchten und denen Transparenz in den globalen Lieferketten wichtig ist! Auch Ihre Stimme zählt!
Reinhard Heiserer, Geschäftsführer Jugend Eine Welt
Interessante Berichte:
- "Verbraucher wollen kein Produkt, in dem Kinderarbeit steckt" (ZEIT ONLINE, Februar 2021)