„Wir sind bestürzt über die Kurzfristigkeit dieser Nachricht“, erklärt Linda Proidl, Geschäftsführerin von VOLONTARIAT bewegt, angesichts der erst Anfang Dezember 2025 durch die Austrian Development Agency erfolgten Mitteilung, ab Jänner 2026 keine Förderung für die angebotenen internationalen Freiwilligeneinsätze mehr bereitzustellen. „Zwei Wochen vor Weihnachten ist viel zu spät, um die erforderlichen strukturellen Anpassungen von verantwortungsvoll organisierten Freiwilligeneinsätzen im Globalen Süden rechtzeitig vorzunehmen. Die Freiwilligen, Projektpartnerinnen und -partner sowie Entsendeorganisation brauchen Planbarkeit“, so Proidl weiter, die betont, dass die Entscheidung seitens der ADA nach 20 Jahren Zusammenarbeit überraschend und zu einem Zeitpunkt erfolgte, der die Arbeit und die Zukunft von VOLONTARIAT bewegt, einer Initiative der Salesianer Don Boscos und Jugend Eine Welt, stark gefährdet.
Denn gerade bei qualitativen Freiwilligeneinsätzen im Ausland für junge Erwachsene, wie sie VOLONTARIAT bewegt und die Trägerorganisationen seit mehr als 30 Jahren organisieren, ist Langfristigkeit essenziell, um verantwortungsvoll zu planen und jungen Menschen stabile Rahmenbedingungen bieten zu können. Aktuell absolvieren 27 Personen – teilweise auch als Zivilersatzdienst - über VOLONTARIAT bewegt ihren Freiwilligeneinsatz in Afrika, Asien Lateinamerika und Osteuropa. Der neue Vorbereitungskurs hat bereits im Oktober 2025, im Vertrauen auf eine künftige Zusammenarbeit und gemäß der bisher von der Austrian Development Agency (ADA) geforderten Qualitätskriterien, begonnen.
Arbeit geht weiter – Geplante Freiwilligeneinsätze bleiben gesichert
„Viele junge Menschen haben im Vertrauen auf die bisherige Förderpolitik ihre Einsätze geplant, sich vorbereitet, weitreichende Lebensentscheidungen getroffen oder sind bereits ausgereist“, führt Proidl weiter aus. Um diese nicht hängen zu lassen, hat VOLONTARIAT bewegt die aktuellen Einsätze (2025/2026) gesichert und auch der nächste Ausreisejahrgang (2026/2027) wird durchgeführt. „Die Zivildiener und Freiwilligen stehen bereits in den Startlöchern. Die Förderabsage soll ihre Einsätze nicht platzen lassen. Gleichzeitig freuen wir uns auf Bewerbungen für den Frühjahrkurs 2026. Ein großer Dank gilt hier allen Förderinnen und Förderer, Spenderinnen und Spender, Partnerinnen und Partner sowie Ehrenamtlichen, die dies ermöglichen. Ihr Engagement zeigt, wie wichtig unsere Arbeit für die Zivilgesellschaft ist."
Jugend & Zivilgesellschaft brauchen Verlässlichkeit
VOLONTARIAT bewegt leistet mit seinem Entsendeprogramm einen unverzichtbaren Beitrag für die österreichische Zivilgesellschaft. Es mobilisiert junge Menschen, bindet sie aktiv in gesellschaftliche und gemeinnützige Projekte ein und fördert fundamentale Fähigkeiten, wie soziales Verantwortungsbewusstsein, Teamgeist und interkulturelle Kompetenz — Fertigkeiten, die weit über die Einzelperson hinauswirken und langfristig der gesamten Gesellschaft nutzen. Darüber hinaus knüpfen die Teilnehmer*innen auf ihren internationalen Freiwilligeneinsätzen grenzüberschreitende Verbindungen, die in einer Welt voller Konflikte dringend notwendig sind und zur Förderung von Frieden, gegenseitigem Verständnis und internationaler Solidarität beitragen. Insgesamt wurden seit dem Start von VOLONTARIAT bewegt von den beiden Trägern, den Salesianern Don Boscos und Jugend Eine Welt, bisher ca. 800 Freiwilligeneinsätze organisiert und durchgeführt, davon seit ca. 20 Jahren mit Förderungen der ADA. „Unser Programm schärft nachweislich den Blick junger Menschen auf Integration und Migration im eigenen Land. Die Teilnehmenden wirken im Ausland als glaubwürdige Botschafter*innen unseres Landes und stärken nach ihrer Rückkehr nachhaltig das freiwillige Engagement im Inland. Wer diese Förderung beendet, verzichtet auf belegbare gesellschaftliche und finanzielle Effekte, die weit über den Auslandsaufenthalt hinausreichen“, unterstreicht P. Petrus Obermüller, Vorstands- und Gründungsmitglied des Vereins VOLONTARIAT bewegt und Salesianer Don Boscos.
Österreichs Verantwortung
Zudem trägt Österreich als Gründungsmitglied der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) und aktiver Teil der internationalen Gemeinschaft – etwa durch staatliche Entwicklungszusammenarbeit und Beiträge zur internationalen Entwicklungspolitik – eine besondere Verantwortung. In diesem Kontext ist das Engagement von VOLONTARIAT bewegt keine Nebensache: Es ergänzt offizielle Außen- und Entwicklungspolitik durch zivilgesellschaftliches Handeln — mit direkten Auswirkungen, hoher Motivation und oft geringen Mitteln. Dadurch leistet VOLONTARIAT bewegt einen ebenso legitimen wie notwendigen Beitrag, um Ideale wie Solidarität, Menschenrechte und globale Gerechtigkeit zu leben und zu fördern. „Die UN hat die Notwendigkeit dieser Solidarität erkannt und das Jahr 2026 zum International Year of Volunteers for Sustainable Development deklariert. Es wird von Freiwilligen als change-makers gesprochen und darauf hingewiesen, dass wir nur durch gemeinsames Handeln und Solidarität die Kraft aufbringen können, die Herausforderungen anzugehen, die uns alle betreffen. Umso unverständlicher ist es, dass genau in diesem Jahr die Austrian Development Agency (ADA) diese Freiwilligenarbeit nicht mehr weiter fördert“, betont Reinhard Heiserer, Vorstands- und Gründungsmitglied des Vereins und Geschäftsführer von Jugend Eine Welt.
Es geht nicht um Luxus, sondern um Verantwortung — für Österreich, für Europa, für eine bessere Welt. Das Programm von VOLONTARIAT bewegt zeigt: Ziviles Engagement ist kein „Nice to have“, sondern ein wesentlicher Pfeiler, um gesellschaftliche Stabilität, Zusammenhalt und nachhaltige Perspektiven zu sichern.