Der Welternährungstag macht jährlich am 16. Oktober auf die Tatsache aufmerksam, dass weltweit Millionen Menschen von Hunger, Mangelernährung und fehlender Ernährungssicherheit betroffen sind. Während aktuelle Hungerkrisen wie im Südsudan oder in Gaza medial im Fokus stehen, geht der Blick an Ländern wie Madagaskar oft vorbei. Dabei zählt der Inselstaat südöstlich von Afrika, trotz seines Reichtums an natürlich Ressourcen, zu den ärmsten Ländern weltweit. Madagaskar belegt im Human Development Index (HDI) den 175. Platz von 193 Staaten (2023). Mehr als drei Viertel der Bevölkerung leben in extremer Armut. Die Hälfte, darunter besonders Kinder, leidet an Unterernährung. Die Folgen sind Wachstumsstörungen und Muskelschwäche sowie eine große Anfälligkeit für Infektionskrankheiten wie Malaria und Cholera. Die große Not, Ernährungsunsicherheit, mangelnde Infrastruktur sowie unzureichende Trinkwasserversorgung beeinflussen das tägliche Leben massiv. Gemeinsam mit Projektpartnern vor Ort engagiert sich die österreichische Entwicklungsorganisation Jugend Eine Welt seit viele Jahren für die Ernährungssicherheit von benachteiligten Kindern in der Region Itasy, die auch eng mit qualitativer Schulbildung verbunden ist.

Lernen ohne Hunger
Itasy ist eine abgelegene Region auf Madagaskar. Die meisten Dörfer, eingebettet in eine dichte Buschlandschaft, sind nur zu Fuß oder mit dem Motorrad erreichbar. Während der Regenzeit ist die Bevölkerung regelmäßig von der Außenwelt abgeschlossen. Die Menschen leben ausschließlich von Ackerbau und Viehzucht. Für die meisten Kinder bleibt der Schulbesuch oft nur ein unerfüllter Wunsch. Aus zwei Gründen. Erstens: Sie werden als Arbeitskraft auf dem Feld benötigt, um das Überleben der Familie zu sichern. Zweitens. Die nächste Schule ist nur sehr mühsam und mit einem langen Fußweg zu erreichen. Manche Kinder, die keine eigene Schule in ihrem Dorf haben, müssen täglich einen bis zu zweistündigen Fußmarsch in eine Richtung zurücklegen, um in eine Bildungseinrichtung zu gelangen. „Unsere Projektpartner, die Salesianer Don Boscos, betreiben in der Region Itasy acht Schulen, die aktuell von 764 Mädchen und 687 Buben besucht werden. Außerdem profitieren 48 Lehrerinnen und Lehrer von den Fortbildungen, der Vernetzungsarbeit und einem sicheren Gehalt“, erzählt Reinhard Heiserer, Geschäftsführer von Jugend Eine Welt. „Die Kinder lernen dort nicht nur Lesen, Schreiben und Rechnen, sondern erhalten auch an jedem Schultag eine kostenlose warme Mahlzeit. Für uns in Österreich selbstverständlich. Für die Eltern der Kinder auf Madagaskar hingegen eine große Erleichterung. Denn wenn ein Esser weniger am Tisch sitzt, bleibt für die anderen hungrigen Familienmitglieder mehr. Die kostenlose, gesunde Schulmahlzeit ist daher oft der springende Faktor, warum in der Region Itasy Eltern ihre Kinder überhaupt in die Schule schicken.“

Chance auf qualitative Schulbildung
Für die Kinder bedeutet die kostenlose Schulmahlzeit – meist besteht sie aus Reis und Gemüse sowie aus einem Becher Pulvermilch – aber viel mehr als ein Mittel, um den Hunger zu stillen. Denn der Gang in die Schule gibt ihnen auch die Chance eine qualitative Schulbildung zu erhalten und damit später ein selbstbestimmtes Leben in Würde führen zu können. „In den vergangenen Jahren unterstützte der Schokoladenhersteller Zotter mit der Aktion ‚Schokolade macht Schule‘ dankenswerterweise unser Ernährungs- und Bildungsprojekt auf Madagaskar. Damit die Kinder weiterhin nicht mit knurrendem Magen lernen müssen, benötigen wir nun neue engagierte Partnerinnen und Partner, die den Mädchen und Buben ein Lächeln ins Gesicht zaubern“, ist Heiserer auf der Suche nach Geberinnen und Gebern.

Erste Erfolgserlebnisse
Das neue unterstützenswerte Projekt läuft über drei Jahre, wobei jedes Jahr bestimmte Schwerpunkte hat. „Im ersten Jahr haben die Einrichtung und der Betrieb von Kantinen für die drei finanziell am stärksten gefährdeten Schulen Priorität. Zudem werden allen acht Schulen komplette Lernpakete bereitgestellt und gegebenenfalls Sanierungsmaßnahmen an den Schulgebäuden sowie die Anschaffung von neuen Schultischen durchgeführt“, skizziert der Jugend Eine Welt-Geschäftsführer. Dazu kommen noch Stipendien und unterstützende Aktivitäten für Mädchen und (junge) Mütter sowie die Finanzierung von drei Monatsgehältern für Lehrkräfte. Denn in den Wintermonaten können sich die Eltern – aufgrund der erntefreien Zeit und folglich keiner Einnahmequelle – das Schulgeld für ihrer Kinder nicht leisten. „Unsere Projektpartner vor Ort berichten, dass sich die Lebensqualität und Gesundheit der Kinder in den vergangenen Jahren merklich verbessert hat. Sie haben eine größere Lebensfreude und erbringen bessere schulische Leistungen und Erfolg. Darüber hinaus ist die Schulabbruchsquote deutlich zurückgegangen und generell der Lernerfolg besser geworden. Bitte lassen Sie die Kinder nicht im Stich, schenken Sie ihnen weiterhin eine warme Mahlzeit und ermöglichen Sie allen bestehenden sowie künftigen Schülerinnen und Schülern wichtige Bildung“, appelliert Heißerer.
