Ab dem kommenden Montag (30. Juni 2025) beraten die Vereinten Nationen bei der UN-Konferenz in Sevilla über die Globale Entwicklungsfinanzierung. Ein zentrales Thema bildet dabei eine Reform der internationalen Schuldenarchitektur. Denn eine zunehmende Anzahl von UN-Mitgliedstaaten kämpft mit einer hohen Staatsverschuldung. Besonders schwer betroffen sind die ärmeren Länder des Globalen Südens. 3,3 Milliarden Menschen, rund 40 Prozent der Weltbevölkerung, leben in jenen Staaten, die jährlich mehr Geld für die Bezahlung ihrer Schuldenlast als für Bildung und Gesundheit ausgeben. „Wenn es uns ein Anliegen ist, arme Länder in eine bessere Zukunft zu begleiten, müssen wir die ärmsten Länder entschulden. Nur so haben sie Spielraum, Investitionen in Bildung, Gesundheit, Soziales, Wirtschaft oder Umwelt zu tätigen, welche mittelfristig den Weg aus der Armut ermöglichen“, unterstreicht Heiserer die Dringlichkeit eines Schulderlasses für die ärmsten Länder der Welt. „Denn der wichtigste Beitrag für Entwicklungsinvestitionen eines Landes ist ein gestaltbares Budget, welches nicht durch übermäßige Schuldendienste, das heißt die Zahlung von sehr alten Zinslasten und Kapitalrückzahlungen, blockiert ist“, so der Jugend Eine Welt-Geschäftsführer weiter.

Schuldenerlass nötiger denn je
Gerade in Zeiten wie diesen, in denen Staaten ihre Entwicklungshilfe-Leistungen drastisch kürzen oder sogar gänzlich stoppen, sei ein Schuldenerlass nötiger und hilfreicher denn je, betont Heiserer. Dieser bringe die Länder in eine Position der Handlungsfähigkeit und vermindere Abhängigkeiten von externen Zwängen. Beides sei nötig, um aus der Spirale der Armut zu entkommen. Gleichzeitig verweist der Jugend Eine Welt-Geschäftsführer auf Daten des Global Philanthropy Tracker (GPT), die belegen, dass Remitenzzahlungen (auch Remittances genannt), sprich Geldtransfers von Migrantinnen und Gastarbeitern an ihre Familien im Heimatland, für viele Entwicklungsländer mittlerweile eine wichtige Quelle für Deviseneinnahmen und eine entscheidende Säule in der Finanzierung der nationalen Wirtschaft geworden sind. Denn Remitenzzahlungen erreichen im Zielland ohne Abzüge vor Ort direkt Menschen und Familien und münden damit ohne Umweg auch in die Realwirtschaft eines Landes. Solche Zahlungen von Privaten (!) aus dem Ausland finanzieren direkt Bildung, Ausbildung, Gesundheit oder Wohnraum von Familienangehörigen. Damit bilden sie schon heute einen weitaus größeren Beitrag zur konkreten Entwicklungszusammenarbeit und der Schaffung von Lebensgrundlagen sowie eines „Lebens in Würde“ Einzelner und damit der Gesellschaft insgesamt als im Vergleich dazu externe Zuwendungen öffentlicher Geber eines Landes wie Österreich. „Diese direkten Geldflüsse wirken stabilisierend auf die Wirtschaft, ermöglichen Familienmitgliedern in den Empfängerländern wichtige Schulbildung, die sonst nicht leistbar wäre, und tragen so auch zu Armutsminderung bei“, unterstreicht Heiserer.

841 Billionen US-Dollar an Remitenzzahlungen
Laut dem Global Philanthropy Tracker (GPT) - eine zweijährlich erscheinende Studie, die von der Indiana University Lilly Family School of Philanthropy herausgegeben wird und die grenzüberschreitenden Geldflüsse aus 47 Ländern analysiert - verließen im Untersuchungszeitraum 2020 rund 841 Billionen US-Dollar die Landesgrenzen. Neben Geldern aus den staatlichen Töpfen zur Entwicklungszusammenarbeit (180 Billionen Dollar) und philanthropischen Zuwendungen (70 Billionen Dollar) stammt der Großteil aus Remitenzzahlungen (590 Billionen Dollar). „Es sind viele kleine Beiträge, die in Summe viel ausmachen. Die Supermarktkassiererin schickt monatlich einen Teil ihres Gehalts zu ihren Eltern in die Heimat. Der Bauarbeiter unterstützt mit seinem im Ausland verdienten Gehalt seine Familie zu Hause. Unter dem Strich verhindern die regelmäßigen Zuwendungen oft ein Leben in Armut und ermöglichen auch wichtige Schulbildung sowie eine Gesundheitsversorgung“, erzählt Heiserer. „Diese bemerkenswerte Leistung Einzelner sollte auch Österreich und die Weltgemeinschaft endlich aufrütteln, einen signifikanten Beitrag in der Höhe von 0,7% des BIP in Entwicklungszusammenarbeit zu stecken. Eine Summe, die Österreich – obwohl seit über 40 Jahren versprochen – noch nie erreicht hat.“

„Hilfe zur Selbsthilfe“-Anleihe
Wie nachhaltige Entwicklungszusammenarbeit zu fairen Konditionen auch funktionieren kann, verdeutlicht die von der Pro FEPP GmbH – eine gemeinnützige Tochtergesellschaft von Jugend Eine Welt - aufgelegte „Hilfe zur Selbsthilfe“ Anleihe für den Fondo Ecuatoriano Populorum Progressio (FEPP) in Ecuador. Diese ermöglicht institutionellen wie privaten Anlegern im deutschsprachigen Raum ihr Geld ethisch, sozial und nachhaltig zu investieren. Damit erhält der FEPP Zugang zu leistbarem Kapital für Maßnahmen der Entwicklungszusammenarbeit. Der FEPP ist eine der wichtigsten Organisationen zur Förderung der ländlichen Entwicklung in Ecuador, der speziell die ländliche Bevölkerung mit Förder-Programmen und fairen Kleinkrediten beim Aufbau einer selbstständigen wirtschaftlichen Existenz nachhaltig unterstützt. „Grundziel aller Aktivitäten des FEPP ist es, Menschen in Ecuador zu unterstützen, die selbst in unterschiedlicher Form wirtschaftlich aktiv werden wollen, um ihre Zukunft selbst in die Hand zu nehmen – anstatt in Abhängigkeit zu geraten“, erklärt Heiserer. „Denn die extrem hohen Kreditzinsen gepaart mit der massiven Inflation machen es Menschen in Ländern des Globalen Südens unmöglich, ohne entsprechende äußere Hilfe ein Unternehmen zu gründen, um aus der Armutsspirale herauszukommen. Mit der Unterstützung des FEPP bietet Jugend Eine Welt eine faire Alternative.“

Heiserer betont: „Heute muss erfolgreiche Entwicklungszusammenarbeit auf verschiedenen Ebenen ansetzen. Sei es, die Schaffung geeigneter globaler Rahmenbedingungen und Maßnahmen (Schuldenerlass), der faire Handel von Ressourcen, Steuergerechtigkeit, relevante interstaatliche Hilfen, Fördergeber, welche strukturelle Maßnahmen fördern, oder das Engagement Einzelner. Der Jugend Eine Welt-Geschäftsführer schließt mit einem Zitat von Erich Kästner: „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es. Daher: Schuldenerlass jetzt!“
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