266 junge Erwachsene absolvierten im Jahr 2024 einen internationalen Freiwilligeneinsatz. Nach den erheblichen Rückgängen in den Jahren 2020 und 2022 aufgrund der Covid-Pandemie, ist die Zahl der Freiwilligen somit wieder gestiegen. Das belegt der aktuelle Freiwilligenbericht von WeltWegWeiser, die unabhängige Servicestelle für internationale Freiwilligeneinsätze, getragen von der österreichischen Entwicklungsorganisation Jugend Eine Welt und gefördert durch die Austrian Development Agency (ADA).

Mehr Freiwilligeneinsätze im Jahr 2024
Für den Bericht „Internationale Freiwilligeneinsätze“, der im Zweijahres-Rhythmus erscheint, wurde erneut eine standardisierte und anonymisierte Datenerhebung durchgeführt. Insgesamt wurden 51 Organisationen kontaktiert, die internationale Freiwilligeneinsätze anbieten. 32 dieser Entsendeorganisationen nahmen teil. Berücksichtigt wurden Einsätze, die im Jahr 2024 abgeschlossen wurden, mindestens drei Monate dauerten und in den Bereichen Soziales, Entwicklung oder Menschenrechte stattfanden. Erfasst wurden ausschließlich Freiwillige, die von Österreich aus entsendet wurden. „Die Zunahme der Freiwilligeneinsätze um 17% im Vergleich zu 2022 ist ein klares Zeichen dafür, dass das Interesse nach den Jahren der Pandemie zurückkehrt“, streicht Reinhard Heiserer, Geschäftsführer der österreichischen Entwicklungsorganisation Jugend Eine Welt, die auch Träger von WeltWegWeiser ist, heraus. „Rund 60% der Einsätze wurden als Zivilersatzdienst geleistet, viele davon über Entsendeorganisationen aus dem WeltWegWeiser-Netzwerk. Gleichzeitig ist der Anteil weiblicher Freiwilliger deutlich gestiegen, besonders bei Einsätzen ohne Zivildienststatus“, zeigt sich Heiserer erfreut.
Europa am beliebtesten
Auffällig ist auch die Altersverteilung: Der Durchschnitt sank auf 22,8 Jahre, viele Freiwillige waren zwischen 18 und 20 Jahren. Die meisten entschieden sich für Einsätze mit sechs bis neun Monaten Dauer – ein Zeichen für langfristiges Engagement. Europa blieb die am häufigsten gewählte Region, gefolgt von Mittel- und Südamerika sowie Asien. Insgesamt wurden Einsätze in 61 Ländern durchgeführt. Darüber hinaus wurden im Jahr 2024 insgesamt 85 Freiwillige, die ihren Einsatz im Globalen Süden geleistet haben, nachträglich durch WeltWegWeiser finanziell unterstützt. Inhaltlich lagen pädagogische Tätigkeiten, Bewusstseinsbildung und administrative Aufgaben vorn. Gleichzeitig zeigen sich weiterhin strukturelle Ungleichheiten: Über 95% der Freiwilligen hatten Matura oder einen höheren Bildungsabschluss. Menschen mit Lehrabschluss oder Pflichtschulbildung bleiben weiterhin unterrepräsentiert. Des Weiteren gab es 2024 zwei inklusive Einsätze von Menschen mit Behinderungen, beide in Ghana.

Deutliche Warnung vor „Voluntourismus“
Während das Netzwerk WeltWegWeiser, das aus 17 Entsendeorganisation in Österreich besteht, bereits im Jahr 2016 Qualitätsstandards für internationale Freiwilligeneinsätze als Selbstverpflichtung festgeschrieben hat, gibt es außerhalb des Netzwerks jedoch noch immer eine Vielzahl an unseriösen Angeboten. Anstatt einen nachhaltigen Mehrwert für Menschen und Projekte vor Ort zu schaffen, kennzeichnet sich der sogenannte „Voluntourismus“ – eine Kombination aus „Voluntariat“ und „Tourismus“ durch eine Form des Reisens, bei der sich Touristinnen und Touristen kurzzeitig „engagieren.“ „Drei Wochen in den Globalen Süden, ein Tauchkurs und dazu ein paar Nachmittage in einem Waisenhaus helfen. Was auf den ersten Blick nach Abenteuer mit Sinn klingt, ist in Wirklichkeit Teil des Trends Voluntourismus“, skizziert Heiserer. „Solche Kurzzeiteinsätze dienen mehr der Befriedigung der eigenen Bedürfnisse, des Egoismus, und leisten keinen Beitrag für gelungene Projekte. Die jungen Freiwilligen zahlen mehrere Tausend Euro an dubiose Reiseveranstalter, von denen nur ein Bruchteil die Projekte vor Ort erreicht. Die Freiwilligen sind oft kaum vorbereitet, kommen und gehen im Wochenrhythmus. Zurück bleibt Verwirrung. Vor allem für die Menschen vor Ort bedeutet das: ständig neue Gesichter, keine Verlässlichkeit, keine Stabilität.“

Seit 10 Jahren: WeltWegWeiser garantiert qualitätsvolle Freiwilligeneinsätze
Das WeltWegWeiser-Netzwerk stellt sich dem „Voluntourismus“ mit definierten Qualitätsstandards für internationale Freiwilligeneinsätze, die im Jahr 2024 vom Sozialministerium größtenteils übernommen wurden und für alle anerkannten Trägerorganisationen des Sozialministeriums gelten, entgegen. „Die Qualitätsstandards legen fest, was ein verantwortungsvoller Freiwilligeneinsatz leisten muss – und was nicht. Denn das Ziel ist klar: Einsätze müssen nachhaltiges Lernen ermöglichen, lokale Strukturen respektieren und echte Zusammenarbeit auf Augenhöhe fördern. Die Qualitätsstandards definieren, wie Einsätze vorbereitet, begleitet und nachbereitet werden. Sie klären, was Transparenz bedeutet, welche Rollen die Freiwilligen haben und wo es keine Kompromisse geben darf – etwa beim Thema Kinderschutz oder bei der Sicherheit vor Ort“, erklärt Heiserer und ergänzt: „WeltWegWeiser vereint seit 10 Jahren das bestmögliche Angebot an Organisationen für Freiwilligeneinsätze. Das Netzwerk bietet nicht nur persönliche Sicherheit, sondern auch die Gewissheit, dass der Freiwilligeneinsatz nicht auf der Ausbeutung von Menschen im Globalen Süden basiert.“