„Die Müttersterblichkeit ist im Globalen Süden noch immer ein sehr ernstes Thema“, betont Reinhard Heiserer, Geschäftsführer der österreichischen Entwicklungsorganisation Jugend Eine Welt, anlässlich des Internationalen Aktionstags für Frauengesundheit am 28. Mai. Laut Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind 2023 rund 260.000 Frauen vor, während oder kurz nach der Geburt ihres Kindes gestorben. 70 Prozent dieser Todesfälle (etwa 182.000) ereigneten sich in Subsahara-Afrika. Jugend Eine Welt unterstützt seit der Gründung vor 28 Jahren medizinische Projekte zur Förderung der Frauengesundheit im Globalen Süden. Ein Leuchtturm-Projekt bildet das Krankenhaus in Attat - 200 Kilometer südwestlich der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba.

110.000 Patienten pro Jahr
Vor 55 Jahren mitten im Nirgendwo des Guragelandes, eine der ärmsten Regionen Äthiopiens, mit ein paar Matten auf dem Boden gegründet, bildet das Attat-Krankenhaus heute eine wichtige Anlaufstelle für mehr als 110.000 ambulante und stationäre Patienten im Jahr. „Am Anfang gab es nur Primärversorgung und Präventionsangebote. Die Schwestern begannen auf dem freien Feld mit Impfungen und Gesundheitsaufklärung. Diese Arbeit ist nach wie vor enorm wichtig. Durch Frauengruppen, Müttervorsorge, Impfungen und Wasserprojekte haben wir in den vergangenen Jahrzehnten mehr Krankheiten verhindert, als wir in der Klinik kuriert haben“, erzählt Sr. Rita Schiffer, Ordensschwester der Missionsärztlichen Schwestern und ärztliche Leiterin des Krankenhauses. „Heute arbeiten bei uns 200 Leute und wir führen pro Jahr 3.500 große sowie 7.000 kleinere OPs durch“, so die langjährige Jugend Eine Welt-Projektpartnerin, die 2022 mit dem Else Kröner Fresenius Preis, mit 100.000 Euro einer der wichtigsten und höchstdotierten Preise im Bereich der medizinischen Entwicklungszusammenarbeit, ausgezeichnet wurde.

Mütter- und Kindersterblichkeit zunehmend minimiert
Als ausgebildete Gynäkologin liegt Sr. Rita Schiffer die Versorgung von Frauen, insbesondere von Schwangeren, auf dem Herzen. Unter ihrer Führung entwickelte sich das Attat-Krankenhaus in den vergangenen 28 Jahren zu einer bekannten Anlaufstelle für Risikoschwangerschaften. Pro Jahr verzeichnet das Spital rund 4.000 Geburten, davon 880 per Kaiserschnitt. „Wir haben vor einigen Jahren ein eigenes Haus für werdende Mütter gleich um die Ecke des Spitals geschaffen. Dieses bietet 44 Betten. Die Hochschwangeren sind nur zwei Minuten vom Kreißsaal entfernt. Unser Team kann somit deutlich schneller handeln und Geburtskomplikationen sowohl bei Frauen als auch bei Neugeborenen verhindern“, erzählt die gebürtige Deutsche.

Hilfe aus Österreich
Dank der Unterstützung von Jugend Eine Welt und dem Verein „Freunde Anna Dengel“ (benannt nach der Tirolerin Anna Dengel, Ordensgründerin der Missionsärztlichen Schwestern und eine der ersten österreichischen Ärztinnen) konnte sowohl die Mütter- als auch die Kindersterblichkeit im Einzugsgebiet des Attat-Krankenhauses somit zunehmend minimiert werden. Zudem ermöglichen Spenden, u.a. aus Österreich, Patientinnen und Patienten eine kostenlose Behandlung. „Es passiert nicht selten, dass ein Kind an Malaria erkrankt, der Vater weit weg arbeitet und die Mutter nicht genug Geld hat. Anstatt es abzuweisen, nehmen wir Geld aus unserem Spendentopf. Das ist möglich, weil in Europa Leute teilen und sich freuen, helfen zu können. Die Spenden erlauben uns zudem, Material auch dann zu kaufen, wenn es am Markt knapp und dadurch teurer ist“, so Sr. Rita Schiffer.

Es gibt noch viel zu tun!
„Sr. Rita Schiffer und das Attat-Krankenhaus sind ein leuchtendes Beispiel, wie Entwicklungszusammenarbeit wirkt und Spenden die Gesundheitsversorgung – vor allem für Frauen nachhaltig und entscheidend verbessern können“, erklärt Reinhard Heiserer. „Ein Blick in andere Länder von Subsahara-Afrika wie Nigeria, Sierra Leone oder Ghana zeigt allerdings, dann noch sehr viel zu tun ist. Bitte helfen Sie!“, so der Jugend Eine Welt-Geschäftsführer abschließend.