„Junge Menschen spielen für die Zukunft eines jeden Landes, jeder Gesellschaft eine wichtige Rolle – um etwa nachhaltige Entwicklungsziele umsetzen zu können, müssen sie sich beteiligen, ihre Anliegen einbringen können“, sagt Reinhard Heiserer, Geschäftsführer der österreichischen Entwicklungsorganisation Jugend Eine Welt, im Vorfeld des Internationalen Tages der Jugend am 12. August. Heiserer weiter: „Dafür müssen die Jungen aber über die nötigen ‚Life Skills‘ verfügen, also gut (aus)gebildet sein.“ Um das auch in allen Ländern des Globalen Südens zu gewährleisten, braucht es „noch Unterstützung von uns Europäern.“
Bildung und menschenwürdiges Leben für alle
Mit dem von den Vereinten Nationen ausgerufenen Tag der Jugend wird weltweit auf die Situation und die Anliegen von Kindern und Jugendlichen aufmerksam gemacht sowie die Bedeutung ihrer Beteiligung an der Gesellschaft betont. Das für 2025 ausgegebene Thema lautet: „Local Youth Actions for the SDGs and beyond“ (wörtlich übersetzt „lokale Jugendaktionen für die SDGs und darüber hinaus“).


Die „Sustainable Development Goals“ – die 17 nachhaltigen Entwicklungsziele der UN – gelten für jedes Land der Welt. Sie stehen für soziale, ökologische und wirtschaftliche Maßnahmen, um ein menschenwürdiges Leben für alle auf dieser Welt zu ermöglichen. Es gilt Armut und Ungleichheit zu beseitigen, die Umwelt zu schützen und nachhaltiges Wirtschaften sicherzustellen.
„Sehr viel Zeit diese Agenda 2030 zu erfüllen bleibt nicht mehr, die Jugend wird überall zum Changemaker zur tatsächlichen Umsetzung der SDGs“, gibt Heiserer zu bedenken. Ihm liegen besonders die Ziele 1 (Armutsbekämpfung) und 4 (Bildung) am Herzen. Bei letzterem geht es um inklusive, gerechte und hochwertige Bildung und die Möglichkeit für lebenslanges Lernen für alle Menschen: „Da schließt sich der Kreis, Bildung und Ausbildung sind die Schlüsselkomponenten, damit sich junge Menschen an politischen, gesellschaftlichen Entwicklungsprozessen beteiligen können, das gibt ihnen die Skills in die Hand.“
Über 2 Milliarden junge Menschen
Junge Menschen bilden weltweit eine so große Betroffenen-Gruppe, dass ihre Ansichten und Ideen überall Gehör finden müssen. Auf dem afrikanischen Kontinent ist etwa jeder zweite Einwohner minderjährig (Stand 2024, Quelle Statista), der Anteil von Kindern und Jugendlichen (0-17 Jahre) liegt geschätzt bei etwa 45,6 Prozent der Gesamtbevölkerung. In Europa sind es hingegen nur etwa 18,6 Prozent. In absoluten Zahlen ausgedrückt: rund 691 Millionen junge Menschen leben derzeit in ganz Afrika. In allen Staaten Asiens leben laut Statista circa 1,3 Milliarden Kinder und Jugendliche (2024) – mehr als die in allen anderen Kontinenten zusammen genommenen Minderjährigen von rund 932 Millionen.


Recht auf gute Bildung
„Sie alle haben ein Anrecht auf gute Bildung und Ausbildung“, so Heiserer. Ein Recht, das leider nicht überall so einfach einzulösen ist. Deshalb fördert Jugend Eine Welt seit seiner Gründung massiv qualitative Bildungs- und Ausbildungsprojekte seiner jeweiligen Don Bosco-Projektpartnerinnen und -partnern vor Ort. Diese betreiben allein in 34 Ländern Afrikas mit „DB Tech Africa“ über 100 Berufsausbildungszentren. Zukunftsbranchen wie Solartechnik oder die „digitale Welt“ stehen hier häufig im Vordergrund.
Wahre Vorzeigeprojekte wie „Don Bosco Fambul“ in Sierra Leone bieten nicht nur jedes Jahr hunderten notleidenden Straßenkinder eine sichere Unterkunft samt medizinischer und psychologisch Versorgung. Die Kinder erhalten individuell zugeschnittene Betreuungspläne, können versäumte Schuljahre nachholen und sich in marktfähigen Berufen ausbilden lassen. „Allein im Vorjahr haben wir 378 Kinder in unser Schulprogramm aufgenommen. 210 Jugendliche lernten Berufe wie Schneider, Tischler, Mechaniker, Gastronom, in allen Bereichen fördern wir zudem die digitale Kompetenz “, berichtete Fambul-Direktor Piotr Wojnarowski, SDB, jüngst.
Bildung für Herz, Hirn und Hand
„Bildung in Don Bosco-Zentren bedeutet immer auch Bildung für Herz, Hirn und Hand, die Jungen sind fachlich gut qualifiziert, erwerben dazu ‚Soft Skills‘ wie Zuverlässigkeit, Teamgeist, Verantwortungsgefühl und es weckt bei vielen den Wunsch, sich auch zivilgesellschaftlich zu engagieren“, sagt Reinhard Heiserer. Das macht Absolventen nicht nur für Firmen interessant, auch Gemeinden können sich hier etwa künftige Führungspersönlichkeit holen, die tatsächlich „Dinge verändern“.

Schul-, Berufs- und Herzensbildung sind zentraler Bestandteil dieser Angebote, basierend auf der Pädagogik Don Boscos (1815 - 1888), des Schutzpatrons aller Jugendlichen, der auch Patron von Jugend Eine Welt ist. Don Bosco – dessen Geburtstag sich am 16. August zum 210. Mal jährt – setzte sich schon zu seiner Zeit für Bildung und Ausbildung insbesondere der Jugend ein und schuf ein weltweites Netzwerk an Jugendförderprogrammen und Ausbildungsangeboten in über 130 Ländern, davon heute 85 im Globalen Süden. Jugend Eine Welt ist gemäß seines Leitsatzes „Bildung überwindet Armut“ eine jener Förderorganisationen, die im Netzverbund mit anderen Entwicklungsorganisationen Jugendeinrichtungen besonders im Globalen Süden unterstützen.
Angesichts der weltweit drohenden Kürzungen im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit sind Organisationen wie Jugend Eine Welt noch stärker gefordert, sich für junge Menschen vor allem im Globalen Süden einzusetzen. Heiserer: „Ich danke all jenen Menschen hierzulande, die sich durch nichts davon abhalten lassen, unsere Anstrengungen für die Jugend weiterhin zu unterstützen, denn sie ist die Zukunft unseres Planeten.“
