Laut Schätzungen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) sind 160 Millionen Kinder, also fast jedes zehnte Kind weltweit, von Kinderarbeit betroffen. 80 Millionen müssen die gefährlichsten Formen der Kinderarbeit ausüben, d.h. Arbeiten, die eine echte Gefahr für ihre körperliche und geistige Gesundheit darstellen. Jugend Eine Welt unterstützt seit 27 Jahren Sozial-, Schul- und Berufsausbildungsprojekte im Globalen Süden, um Kinderarbeitern ein Leben in Würde zu ermöglichen. Der Fußball dient oft als erster Berührungspunkt.
Soziale Umstände zwingen Kinder oft schon in jungen Jahren zum Arbeiten. Im Jugend Eine Welt-Projektland Ecuador sind es laut ILO mehr als eine Viertelmillion Kinder, die schuften müssen. Zur Schule geht von den knapp 261.000 Mädchen und Buben fast niemand. Oft müssen die Kinder mit ihren Jobs das Überleben der eigenen Familie sichern. Ob als Schuhputzer oder Autowäscher, als Zuckerlverkäufer oder Lastenträger, als Bananen- oder Kakao-Pflücker: Die Einsatzformen der Kinderarbeiter sind vielfältig. „Sie verbringen den ganzen Tag auf der Straße, auf Bahnhöfen oder Märkten. Sie haben keine Chance auf wichtige Bildung und werden folglich ihrer Zukunft beraubt“, erinnert Reinhard Heiserer, Geschäftsführer der österreichischen Entwicklungsorganisation Jugend Eine Welt, anlässlich des „Welttag gegen Kinderarbeit“ am 12. Juni.

Fußballplatz statt Straße
Jugend Eine Welt arbeitet in Ländern des Globalen Südens, in denen Kinderarbeit noch immer nicht der Vergangenheit angehört, eng mit Don Bosco-Organisationen zusammen. Ob Kinderrechte-Clubs oder Vorort-Betreuung und Begleitung: Das Wohl der arbeitenden Kinder, die oft auch auf der Straße leben müssen, ist den Jugend Eine Welt-Projektpartnern ein großes Anliegen. Doch der Weg vom Erst-Kontakt über die Vertrauensbildung bis zum gemeinsamen Spiel und Spaß in einer Don Bosco-Einrichtung ist lang. Als Eisbrecher kommt daher gerade in fußballverrückten Ländern wie Ecuador das runde Leder ins Spiel. „In so gut wie allen von uns geförderten Don Bosco-Projekten gibt es einen Fußballplatz und die Möglichkeit, Fußball zu spielen. Viele Kinder und Jugendliche sehen den Fußball als Chance und wollen später einmal, genauso wie aktuell ihre großen Vorbilder bei der Copa America, für ihr Heimatland spielen“, so Heiserer. „Ihr Traum vom Fußballstar geht zwar selten in Erfüllung, das gemeinsame Fußballspielen ist für viele benachteiligte Kinder dennoch eine Möglichkeit auf eine bessere Zukunft. Sie finden beim Fußball Spaß, Freunde, lernen Vertrauen zu fassen und haben im ersten Schritt auch die Möglichkeit eine sinnvolle Nachmittagsbetreuung zu erhalten.“

Schule und Berufsausbildung
In einem weiteren Schritt erhalten die Kinder und Jugendlichen dann Angebote, zur Schule zu gehen oder eine Berufsausbildung zu machen. Bewährte Straßenkinderprojekte wie „Chicos de la Calle“ oder „GolA.S.O“ sind zwei Fußball-Erfolgsgeschichten, die dank der Unterstützung von Jugend Eine Welt in Ecuador umgesetzt werden konnten. Dazu kommen noch Fußballprojekte in Mexiko, wie zum Beispiel in der Stadt León oder in Chimalhuacan, eine Vorstadt der Millionenmetropole Mexiko City. „Das funktioniert und kann buchstäblich Leben retten“, unterstreicht Heiserer, der erst unlängst auf Projektreise in Ecuador war.

Beruhigende Betreuung
Die Fußballprojekte der österreichischen Entwicklungsorganisation Jugend Eine Welt und ihren langjährigen Projektpartnern vor Ort stehen aber nicht nur gefährdeten Kindern offen. Auch Kinder, deren Eltern den ganzen Tag arbeiten müssen und nicht von ihnen betreut werden können, kommen in die Don Bosco-Einrichtungen. „Für die Eltern ist es eine Wohltat und eine große Beruhigung, wenn sie wissen, dass ihr Kind seine Freizeit auf dem Fußballplatz oder bei der Nachhilfe im Jugendzentrum und nicht auf der Straße verbringt“, berichtete kürzlich Schwester Narciza Pazmiño aus Ambato (Ecuador) im Zuge ihres Wien-Besuchs. Die langjährige Jugend Eine Welt-Projektpartnerin verfügt über große Erfahrung bei der Arbeit mit Kindern in Risikosituationen, die sich auch am Jugend Eine Welt-Leitsatz „Bildung überwindet Armut“ orientiert. „Faktoren wie gemeinsames Lernen, Fußballspielen, genügend Essen, Spaß haben mit Freunden und Gleichaltrigen in einer sicheren Umgebung, betreut von engagierten Lehrern und Sozialarbeitern, bilden den Schlüssel für ein Aufwachsen mit dem Ziel einer besseren Zukunft“, so Narciza Pazmiño.


Faire Fußbälle produziert gemäß traditioneller Handwerkskunst
Jugend Eine Welt unterstützt aber nicht nur Kinderarbeiter- und Straßenkinderprojekte, bei denen das runde Leder im Fokus steht, sondern auch die faire Produktion des beliebten Balls. Bei den Jugend Eine Welt-Partnern in Salinas de Guaranda, einer im Hochland auf 3.500 Metern gelegenen Ortschaft in den Anden, findet man eine kleine, landesweit geschätzte Fußballproduktion Ecuadors. Clever Ruiz Quinaloa führt hier ein Familienunternehmen, das sich zur Jahrtausendwende auf die Herstellung von Bällen gemäß traditioneller Handwerkskunst spezialisierte. Handgemacht, qualitativ hochwertig, wasserresistenter als die Massen-Fußbälle und damit auch bestens geeignet für das Spiel in den Gassen oder auf den ländlichen Fußballplätzen. „Unsere Kunden schätzen die Qualität des Produkts. Wir produzieren rund 80 Bälle per Hand pro Tag und versorgen praktisch das ganze Land damit. Im Allgemeinen suchen Sportler, aber auch Großhandelskunden in Ecuador nach diesen Bällen, weil sie schwerer und widerstandsfähiger sind, und somit auf Asphalt und Beton langlebiger sind“, erzählt Firmenchef Quinaloa.

„Das Unternehmen ist ein Paradebeispiel für die vielen Familienbetriebe in Salinas, die mit fairer Arbeit hochwertige Produkte für den nationalen Markt herstellen“, unterstreicht Heiserer. „Es schafft, wie viele andere in der Region, lokale Wertschöpfung sowie Arbeitsplätze und ermöglicht somit den Mitarbeitern ein besseres Leben. Der Kontrast zu dem bei der Fußball-Euro und der Copa America verwendeten Hightech-Ball eines Großkonzerns, der in Massenproduktion hergestellt wird und noch nie dagewesenen Hochgeschwindigkeitsfußball garantieren soll, könnte somit nicht deutlicher sein.“

Mikrokredit-Modelle verhindern Landflucht
Neben seinen Fußbällen ist der kleine Ort Salinas u.a. auch noch für seine hochwertigen Käseprodukte sowie Schafszucht und die Produktion von Wollpullovern bekannt. Mikrokredit-Programme für Familienunternehmen und Kredite für Genossenschaften, gefördert von Jugend Eine Welt - u.a. durch die aktuell bei der Wiener Börse zeichenbare „Hilfe zur Selbsthilfe-Anleihe“ der Pro FEPP GmbH, eine gemeinnützige Tochtergesellschaft von Jugend Eine Welt International - ermöglichen den dort ansässigen Familien und Organisationen Firmengründungen und Ausweitungen ihrer Produktionen. Entgegen dem in Ecuador vorherrschenden Trend der Landflucht konnte in Salinas damit auch die Abwanderung der Bevölkerung in große Städte verhindert werden und ein prosperierendes Wirtschaftsleben im kargen Hochland Ecuadors entstand.
Jugend Eine Welt-Spendenkonto: AT66 3600 0000 0002 4000 | Onlinespenden unter www.jugendeinewelt.at/spenden | Spenden sind steuerlich absetzbar!
Weiterführende Infos zu den Fußball-Projekten von Jugend Eine Welt finden Sie hier.

So. 9. Juni 2024, 10 Uhr | Jugend Eine Welt beim Fußballgottesdienst in Hartberg
Einmal in einem Fußball-Stadion die hl. Messe feiern, vielleicht sogar in der Fußballdress oder im Fußballtrikot? – Ja, das geht! Die Pfarre Hartberg veranstaltet einen Fußball-Gottesdienst im Stadion Hartberg. Und Jugend Eine Welt ist ebenfalls mit einem Infostand vor Ort. Dort können Sie den fair produzierten “EINE Welt"-Fußball von Jugend Eine Welt kaufen. Oder Sie machen bei unserem Gewinnspiel mit. Denn wir verlosen 10 fair produzierte “EINE Welt”-Fußbälle!
- Wann: Sonntag, 9. Juni 2024, ab 10 Uhr
- Wo: Stadion Hartberg, Stefan-Seedoch-Allee 26, 8230 Hartberg
- TV: ab 10 Uhr live in ORF III
Im Anschluss an den Fußball-Gottesdienst, der neben ORF III auch im Internet-Livestream via www.igod.at übertragen wird, ladet der TSV zum Frühschoppen mit buntem Rahmenprogramm ein.

Di. 11. Juni 2024, 17 Uhr | Aktionsabend der Initiative “Kinderarbeit stoppen” in Wien
Jugend Eine Welt setzt sich seit Jahren gemeinsam mit Partnerorganisationen aus der Initiative Kinderarbeit stoppen, der Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar, Kindernothilfe Österreich, Solidar Austria (ÖGB), FAIRTRADE Österreich und Butterfly Rebels, für ein strenges europäisches Lieferkettengesetz ein, das dazu beiträgt, Kinderarbeit und andere Menschenrechtsverletzungen wirksam zu stoppen (siehe: www.kinderarbeitstoppen.at).
Am Vorabend des Welttags gegen Kinderarbeit lädt die Initiative „Kinderarbeit stoppen“ Interessierte jeden Alters zu einem Aktionsabend gegen Kinderarbeit ein, um auf die weltweit 160 Millionen Kinder aufmerksam machen, die regelmäßig – oft unter ausbeuterischen Bedingungen – arbeiten müssen. Auf der Programm stehen u.a. interessante Aktivitäten für Kinder, aber auch eine Silent Exhibition zum Thema Kinderarbeit, vielfältige Informations- und Austauschmöglichkeiten sowie die Vorpremiere der ORF-„Kreuz & Quer“ Dokumentation: „Bittersüße Schokolade - Kinderarbeit in Ghana“.
- Wann: 11. Juni 2024, ab 17 Uhr
- Wo: WIENXTRA-Kinderinfo, MuseumsQuartier/Hof 2 (Fürstenhof), Museumsplatz 1, 1070 Wien