Gewalt und Hoffnungslosigkeit. Die liegen wie eine schwarze Wolke über Bethlehem, die nun auch die Karwoche samt bevorstehender Feiertage überschattet. Praktisch allen Gläubigen aus dem Westjordanland ist es untersagt, an den Osterfeierlichkeiten in Jerusalem teilzunehmen. Die nur 8 km entfernte und streng bewachte Grenze nach Jerusalem ist seit nunmehr fast einem halben Jahr fest verschlossen. Die Auswirkungen des Krieges im Heiligen Land auf die hier lebenden Menschen, egal welcher religiösen Gemeinschaft sie angehören, werden immer schlimmer.
„Seit Kriegsausbruch am 7. Oktober sind hier bei uns Einnahmen nur noch sehr eingeschränkt möglich, viele Menschen haben ihren Job in Israel und im lokalen Tourismus verloren“, berichtet Burghard Schunkert, Leiter der „Lifegate“Rehabilitatsionseinrichtung für behinderte Menschen in Beit Jala, der mehrheitlich von Christen bewohnten kleinen palästinensischen Stadt direkt neben Bethlehem. Insbesondere der „Lifegate“ Frühförderkindergarten wird von der österreichischen Hilfsorganisation Jugend Eine Welt seit geraumer Zeit unterstützt. Im Kindergarten werden täglich rund 40 Kinder im Alter zwischen drei und fünf Jahren mit unterschiedlichsten Behinderungen betreut, unterrichtet und medizinisch versorgt. Einmal in der Woche kommen Kinder aus der Umgebung ins Haus, um an einem Inklusionsprogramm mit den Förderkinder teilzunehmen. Für viele der Eltern, die intensiv in die Therapiearbeit eingebunden sind, ist der Kindergarten ein „hell leuchtendes Licht in der sonstigen Dunkelheit“.
Finanzielle oder sonstige Hilfen für Kinder mit Behinderung gibt es von der palästinensischen Regierung nämlich keine. Viele Familien können den kleinen Beitrag zum sonst privat geförderten Kindergartenplatz ihrer Kleinen jetzt kaum mehr aufbringen. Die von „Lifegate“ betriebene Wäscherei, ein kleines Gästehaus in Bethlehem, eine Schuhmacher-Werkstatt, ein Catering-Service und eine Bäckerei erwirtschaften nur mehr geringe Einnahmen. Geld, das in normalen Zeiten zur Finanzierung des Kindergartens und der Förderschule dienen. Schunkert: „Gästehaus und Wäscherei haben fast keine Kunden, es kommen ja keine ausländischen Besucher mehr in Bethlehem vorbei.“ Die Menschen hier sehen kaum Zukunftsperspektiven, keiner weiß wie es weitergeht. Ein junger Mitarbeiter und Vater dreier kleiner Kinder drückte die Lage so aus: „Viele haben wegen des Krieges ihre Arbeit verloren, die Preise werden immer höher, es herrscht Angst um die Zukunft. Dennoch sind wir als Christen im Heiligen Land immer verpflichtet, das Licht in der Dunkelheit zu sehen.“
In Bethlehem, das übersetzt „Haus des Brotes“ bedeutet, sind immer mehr Familien auf die Verteilung von Brot und Lebensmitteln angewiesen. Aufgrund hoher Preise und der Knappheit wurden in den letzten drei Monaten von der Bäckerei täglich 100 Vollkornbrote und 50 warme Mahlzeiten an verarmte Familien verteilt. Leider reicht die Finanzierung dafür nur mehr bis Ende März. „Wir möchte diesen kleinen Rettungsanker bewahren, daher bitten wir um eine Osterspende für die Brot- und Lebensmittelverteilung im Heiligen Land“, erklärt Reinhard Heiserer, Geschäftsführer von Jugend Eine Welt. Burghard Schunkert schreibt am Ende eines seiner Berichte aus Beit Jala: „Wir weigern uns zu hassen, zu verurteilen und die Schuld immer beim Anderen zu suchen. Wir ermutigen die Menschen immer wieder den Frieden zu suchen, ihm nachzujagen, den man ja mit seinen (vermeintlichen) Feinden schließt und wir geben Beispiele.“
Spendenkonto Jugend Eine Welt: AT66 3600 0000 0002 4000
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