„Die erzielte Einigung auf ein europäisches Lieferkettengesetz ist ein wichtiger und längst notwendiger Schritt, um weltweit Ausbeutung zu unterbinden und faire bzw. menschenwürdige Arbeitsbedingungen zu schaffen“, begrüßt Reinhard Heiserer, Geschäftsführer der österreichischen Entwicklungsorganisation Jugend Eine Welt, die in der Nacht auf heute Donnerstag erfolgreich zu Ende gebrachten Trilog-Verhandlungen zwischen EU-Parlament und den EU-Mitgliedsstaaten.
Unternehmen werden künftig zur Rechenschaft gezogen
Einen der Eckpunkte des finalisierten EU-Lieferkettengesetzes bildet u.a. die langjährige Forderung, dass künftig große Unternehmen zur Rechenschaft gezogen werden können, wenn sie etwa von Kinder- oder Zwangsarbeit außerhalb der EU profitieren. Zudem wurde der Punkt der zivilrechtlichen Haftung aufgenommen. Dieser ermöglicht Menschen, die von Menschenrechts- und Umweltverbrechen betroffen sind, Entschädigungen bei europäischen Gerichten einzuklagen. „Jugend Eine Welt setzt sich seit 26 Jahren besonders für die Rechte von Kindern und Jugendlichen im Globalen Süden ein. Kinderarbeit und andere gravierende Kinderrechtsverletzungen sind seit jeher ein großes Thema. Diese passieren oft am Beginn von Lieferketten. Die vorliegende Einigung bringt nun ein Lieferkettengesetz, welches mehr Transparenz und Sorgfaltspflichten für Unternehmen beinhaltet. Das ist ein wichtiger Schritt im Kampf gegen menschenunwürdige Arbeit und Ausbeutung“, so Heiserer.
Kinderarbeit eroberte still und leise österreichische Haushalte
Der Jugend Eine Welt-Geschäftsführer verweist im Zuge dessen auch auf die Tatsache, dass Kinderarbeit still und heimlich längst unsere eigenen Haushalte erobert habe. „Das Thema Kinderarbeit ist für viele Österreicherinnen und Österreicher nicht greifbar, da die Ausbeutung der jungen Mädchen und Burschen vorwiegend im Globalen Süden passiert. Doch wir sind hierzulande sehr wohl mit Kinderarbeit konfrontiert – nämlich in Form der bei uns verarbeiteten Rohstoffe aus jenen Regionen sowie vieler Waren und Produkte, die im Globalen Süden mit der Hilfe von Kinderhänden geerntet oder hergestellt wurden. Wir brauchen uns hier nur den Frühstückstisch anschauen, der oft unwissentlich Produkte beinhaltet, in denen missbräuchliche Kinderarbeit steckt“, so Heiserer. Der Jugend Eine Welt-Geschäftsführer nennt als Beispiele Orangen, Kakao oder Palmöl, das in Schokoladencreme enthalten ist, und etwa in Malaysia, Indonesien und Sierra Leone unter ausbeuterischen Umständen von Kindern produziert wird. „Oft wissen wir gar nicht, welches Leid wir mit unserem Kaufverhalten unterstützen. Da heißt es für alle, auch das eigene Konsum- und Einkaufsverhalten zu hinterfragen bzw. auf die Herkunft der Produkte sowie auf Gütesiegel des fairen Handels zu achten.“
Rasche Umsetzung der Richtlinie in Österreich
Nach dem endgültigen Beschluss im Europäischen Rat und dem Europäischen Parlament, welcher Anfang 2024 erfolgen soll, haben die EU-Mitgliedsstaaten zwei Jahre Zeit, die Richtlinie in ihren nationalen Gesetzen zu implementieren. „Jetzt darf keine Zeit mehr verloren werden. Ich appelliere daher an Wirtschaftsminister Kocher dem ausgehandelten Papier im EU-Rat zuzustimmen und in der Folge die EU-Richtlinie so schnell wie möglich in Österreich umzusetzen“, so Heiserer abschließend.
Detaillierte Informationen zum Thema Kinderarbeit finden Sie hier.
Jugend Eine Welt-Spendenkonto: AT66 3600 0000 0002 4000 | Onlinespenden unter www.jugendeinewelt.at/spenden | Spenden sind steuerlich absetzbar!