Kinderheirat ist in Indien immer noch weit verbreitet: In dem südasiatischen Land lebt ein Drittel aller Kinderbräute! Etwa die Hälfte der indischen Frauen wird bereits verheiratet, bevor sie 18 Jahre alt sind. 48 Prozent der indischen Kinderehen werden in ländlichen Gebieten geschlossen, 29 Prozent in den Städten.
Kinderheirat ist ein soziales Übel, das zahlreiche Reformbewegungen, Gesetzgebungen und Interventionen überlebt hat. Das Muster der Verbreitung hat sich zwar geändert, aber die Praxis existiert auch heute noch und beeinträchtigt das Leben unschuldiger Kinder.
Um Kindern eine Stimme zu geben, die gehört wird, gründete der langjährige Jugend Eine Welt-Projektpartner, Pater Joy Nedumparabil, im Süden Indiens sogenannte Kinderrechte-Clubs, genannt CREAM (Child Right Education and Action Movement). Im Rahmen dieses Projekts engagieren sich tausende Kinder erfolgreich für ihr Recht, gehört zu werden, für ihr Recht auf Beteiligung, Gesundheit, Sicherheit und Bildung. Sie konnten auf diese Weise sogar schon einige Kinderehen verhindern!
Im Rahmen des Kinderrechte-Clubs versammeln sich die Kinder immer wieder zu Netzwerktreffen. Hier haben sie die Möglichkeit, sich ihre persönlichen Erlebnisse zu erzählen und auch Probleme wie Erfolgsgeschichten miteinander zu teilen.
So erzählte Bhavana, eine 12-jährige Schülerin der achten Klasse: "Der Kinderrechte-Club war gerade gegründet worden und ein junges Mädchen sprach mich an. Sie war in der Unterstufe meiner Schule und erkannte mich wieder, da ich in ihrer Klasse vor Kurzem einen Vortrag über Kinderrechte gehalten hatte." Bhavana schildert aufgeregt: "Sie berichtete mir, dass sie bald verheiratet werden sollte, aber gar nicht heiraten wollte. Der Club war gerade erst gegründet worden und ich war mir nicht sicher, was ich tun sollte. Also brachte ich das bei unserem wöchentlichen Treffen zur Sprache. Nach einiger Diskussion und mit der Unterstützung unserer Lehrer beschlossen wir, die Eltern des Mädchens zu besuchen." Bhavana machte eine kurze Atempause. "Wir erklärten den Eltern, dass das gesetzliche Heiratsalter bei 18 Jahren liegt. Wir erzählten ihnen von den gesundheitlichen Folgen, aber die Eltern ließen sich nicht beirren. Sie wiederholten immer wieder: „Mein Mädchen, mein Problem. Ihr habt uns nicht zu sagen, was wir tun sollen.“ Das war unsere erste Erfahrung mit Interventionen, also waren wir etwas unsicher, was wir sagen sollten oder nicht. Jedenfalls erklärte ich den Eltern, dass Kinderheirat nach indischem Recht strafbar ist. Da änderte sich ihr Gesichtsausdruck sofort. Sie versprachen, die Heirat abzusagen und baten uns, die Polizei aus der Sache herauszuhalten. Ich bin froh, dieses Mädchen wieder jeden Tag in der Schule zu sehen!"
Auch Vishnu, ein Junge, der bislang in sich gekehrt zwischen zwei Mädchen saß, weiß eine Geschichte zu erzählen: "Während eines unserer Treffen brach Vani, ebenfalls ein Mitglied des Clubs, unter Tränen zusammen. Zwischen den einzelnen Schluchzern erklärte sie, dass ihre Ehe schon beschlossen sei. Ich versicherte ihr, dass ich helfen würde, diese Heirat zu verhindern! Schon am nächsten Tag tauchten wir, der Kinderrechte-Club, zusammen mit den Lehrern der Schule vor Vanis Haustür auf. Wir erklärten den Eltern, dass diese Heirat nicht stattfinden durfte, weil ihre Tochter noch keine 18 Jahre alt war. Alles, was sie zu mir sagten, war, was wir schon oft gehört hatten: "Mein Kind, mein Problem." Sie wollten mich nicht ernst nehmen, weil ich nur ein Kind war. Außerdem bin ich ja auch kleiner als alle anderen Kinder. Wir versuchten, die Eltern zu überzeugen, aber sie waren einfach wild entschlossen, ihren beschlossenen Weg zu gehen. Sie waren im Unrecht und wir waren im Recht. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf rief ich die CHILDLINE an (eine kostenlose Servicenummer, die für Kinder in Not eingerichtete wurde). Das Don Bosco-Team kam um uns zu helfen. Nachdem die Eltern endlich die rechtlichen Konsequenzen verstanden hatten, beschloss die Familie, die Hochzeit zu verschieben." Vishnu beendete seine Geschichte mit einem Lächeln im Gesicht und nahm wieder seinen Platz zwischen den beiden Mädchen ein.
Trotz aller schwerwiegenden Folgen für junge Menschen finden Kinderehen in Indien auch heute noch statt. Für Eltern von Mädchen ist die Ehe nach wie vor eine Institution, die ihren Töchtern soziale und wirtschaftliche Sicherheit bietet und sie vor sexueller Gewalt schützt, der Mädchen besonders in Indien jederzeit und überall ausgesetzt sein können. Die Zwangsverheiratung ist für viele Eltern eine Chance, ihre Finanzen aufzubessern, Grund und Boden oder Vieh als Mitgift zu erhalten. Von Schulbildung ist nach einer Zwangsheirat keine Rede mehr.
Vor allem mangelndes Bewusstsein und Bildung halten die Menschen davon ab, sich mit fortschrittlichen Gesetzen auseinanderzusetzen und entsprechend auf Entwicklungen vor Ort zu reagieren. Hier möchte das Projekt CREAM Abhilfe schaffen: Durch die Aufklärung der Kinder im indischen Bundesstaat Karnatakaüber ihre Rechte, können sie eine Änderung des schädlichen Systems bewirken!
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